: Drei rechte Freizeitschläger sitzen im Knast
■ Sechs Haftbefehle nach dem Überfall auf den Campingplatz Leisten am Plauer See
Berlin (taz/AFP) – Die Staatsanwaltschaft in Schwerin hat gegen sechs junge Männer Haftbefehle erlassen. Sie sollen in der Nacht zu Samstag den Campingplatz Leisten am Plauer See überfallen haben. Mit Baseballschlägern und Eisenstangen waren sechs Betreuer einer Jugendgruppe aus Kleve am Rhein zusammengeschlagen worden. Einer lag noch gestern im Krankenhaus. Ein Teil der Jugendlichen brach den Urlaub ab, andere zogen ein paar Zeltplätze weiter und verbringen nun den Rest der Ferien unter Polizeischutz.
Die festgenommenen Jugendlichen hatten in der Nähe des Campingplatzes wild gezeltet. Gegen Mitternacht seien sie zu den Zelten der Gruppe gekommen und hätten gebrüllt, sagte Pfarrer Rüdiger Stevens aus Kleve zur taz. Kurze Zeit später seien sie mit Verstärkung angerückt und hätten losgeschlagen.
Drei der Festgenommenen saßen gestern noch im Gefängnis von Bützow, die anderen wurden unter Auflagen freigelassen. Die Festgehaltenen seien der Polizei durch frühere Vorfälle bekannt. Das Motiv für die Tat, so Oberstaatsanwalt Schwarz, sei allerdings kein politisches, sondern „pure Lust an Randale“.
Der Überfall in Leisten war nicht der einzige am Wochenende in Mecklenburg- Vorpommern. Rechte stürmten einen Campingplatz in Markgrafenheide und traten einem Jugendlichen die Stiefel ins Gesicht. In Binz wurde eine Gruppe Rettungsschwimmer zusammengeschlagen.
Unterdessen haben viele Camper in Mecklenburg-Vorpommern verschreckt ihre Zelte abgebaut. Der Landesverband der Campingplatzbetreiber forderte einen besseren Polizeischutz. Politiker aller Parteien bemühen sich um Schadensbegrenzung. Rainer Prachtel, Landtagspräsident und Präsident des Landesverkehrsverbandes, sieht einen rechten Hintergrund als nicht erwiesen an. Den konstatieren die Bündnisgrünen. Deren Sprecherin Annelie Katt sagte zur taz, wegen ihrer Perspektivlosigkeit flüchteten sich Jugendliche in extremistische Gruppen. roga
Tagesthema Seite 3, Kommentar Seite 10
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