: Warzenschwein auf der Flucht
Warschau (dpa/taz) – Wer erinnert sich nicht an „Sammy“, jenen lebenslustigen Kaiman, der die deutsche Presse 1994 wochenlang beschäftigte? Jetzt ist wieder ein munteres Tierchen unterwegs, und vielleicht kommt es auch noch zu uns: Im Auftrag der Sommerlochzuschütter streunt ein afrikanisches Warzenschwein durch Polens Wälder. Vor vier Monaten war es aus der Quarantänestation des Warschauer Zoos ausgebüxt, kurz bevor es nach San Diego (Kalifornien) transportiert werden sollte. Seitdem sind alle Versuche gescheitert, das bis zu 35 Stundenkilometer schnelle Tier wieder einzufangen. Nicht einmal ein Großeinsatz mit 20 Polizisten brachte Erfolg. Gesehen hat das scheue Tier schon lange niemand mehr, Experten gehen allerdings davon aus, daß es ihm gutgeht. Jetzt im Sommer findet der Pflanzenfresser genügend Nahrung und „kommt wunderbar zurecht“, sagt Zoo-Direktor Maciej Rembiszewski. Doch eine Chance, den polnischen Winter zu überleben, hat das afrikanische Wildschwein nicht. Spätestens nach der Erntezeit soll deshalb eine neue Suchaktion gestartet werden. Umfragen von Zeitungen und im Internet zufolge wünschen jedoch die meisten Warschauer dem Schwein die Freiheit. Wegen seiner Weigerung, nach Kalifornien auszureisen, tauften die Leser der Zeitung Gazeta Wyborcza das Tier auf den Namen „Non Diego“. In San Diego stößt die Widerborstigkeit des Warschauer Schweins hingegen auf Unverständnis. „Die Polen sagen, es will einfach nicht nach Kalifornien. Wir sagen, ist es erst einmal hier, wird es das Land mögen“, sagte Zoo-Sprecherin Georgeanne Irvine dem Wall Street Journal.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen