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ETA-„Sommerkampagne“: Bombe auf Flughafen

■ Vier Anschläge auf Touristikzentren. Ein Sprengsatz verletzte 33 Menschen

Madrid (taz) – Die hektischen Polizeiaktivitäten kamen zu spät. Nur wenige Minuten, nachdem ein Telefonanruf der baskischen Separatistengruppe ETA vor der Bombe in der Schalterhalle des Flughafens von Reus warnte, ging sie auch schon hoch, ohne daß die Beamten Zeit gehabt hätten, die über tausend meist britischen Touristen zu evakuieren. Der Sprengsatz, der direkt gegenüber dem Flughafenrestaurant in einem Abfalleimer deponiert worden war, riß am Samstag abend um 19.40 Uhr ein riesiges Loch in die Decke, 33 Menschen wurden verletzt, vier davon schwer: eine spanische Putzfrau und vier britische Touristen, darunter ein sechsjähriges Kind.

Der Anschlag auf den Flughafen an der Küste, 50 Kilometer südlich von Barcelona, bildete nur den Auftakt einer Serie von Attentaten. ETA hatte zwei weitere Sprengsätze in genau den Touristenzentren deponiert, die der Flughafen von Reus, der hauptsächlich Charterflüge abfertigt, dem internationalen Tourismus erschließt. Um 20.02 Uhr explodierte eine Bombe in den Toiletten des Luxushotels Princess im Mittelmeerstädtchen Cambrills an der Costa Dorada, um 20.15 Uhr traf es das Hotel Olimpus im Nachbarort Salou. Dort wurde gestern eine weitere Bombe auf einer Toilette des Hotels „Delfin“ gefunden. Anders als in Reus kam es dabei nur zu Sachschäden. Die Polizei hatte die Hotels rechtzeitig evakuiert und die Umgebung weiträumig abgesperrt. Die Strände und Küstenpromenaden beider Orte blieben gestern gesperrt, aus Angst von weiteren Bomben. Mit den Anschlägen vom Wochenende erhöht sich die Zahl der Attentate seit dem Ende des „Waffenstillstandes“ am 9. Juli auf insgesamt 14.

Der Anschlag auf den Flughafen in Reus ist der traurige Höhepunkt dieser „Sommerkampagne“ der baskischen ETA. Alle Jahre wieder richten die Separatisten ihre Attentate gegen touristische Einrichtungen, um so eines der wichtigsten wirtschaftlichen Standbeine Spaniens zu treffen. Telefonische Warnungen verhindern dabei meist Menschenopfer.

Die nördliche Mittelmeerküste bei Barcelona gehört zu einem der üblichen Ziele dieser Kampagnen. Weitläufige Sandstrände ziehen Heerscharen von in- und ausländischen Touristen an. Allen voran: Deutsche, Briten und Franzosen. Bereits im Vorjahr explodierten bei einer vergleichbaren ETA- Kampagne die ersten drei Bomben in Reus, Cambrills und Salou. Die Reiseveranstalter befürchten, daß ETA dieses Jahr mit dem Anschlag auf den Flughafen in Reus das erreicht, was ihnen bisher nicht gelang: reihenweise Stornierungen. Reiner Wandler

Kommentar Seite 10

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