■ Ich rauch 'nen Joint und schalte um: Atlanta Ortszeit 8.12 p.m.
Gegen Nacht will man's gern etwas spaciger haben. Deshalb tut man soviel Farbe wie möglich in den Fernsehapparat, in dem grade Franzi zu sehen ist. Franzi ist traurig. Penny aus Südafrika hat Flecken im Gesicht. Penny ist 1,85 groß, muskelbepackt und durchtrainiert. Deshalb hat sie wohl gewonnen. „Aber das sollen keine Spekulationen sein“, sagt der Mann im Fernsehen, der an Penny viel auszusetzen hat. Zum Beispiel: „Ich weiß gar nicht, wie man gewinnen kann und sich nicht freut.“ Das ist nämlich verboten – zu gewinnen, ohne jubelnd zu kichern. Ein Sportschütze – ein Wang, glaube ich –, dessen letzter Schuß danebenging, hatte sich auch nicht freuen können. Der hatte Harakiri gemacht, ein Teamkamerad vertrat ihn bei der Siegerehrung. Gestern morgen, irgendwann.
Jetzt trägt eine Schwimmerin ein „Keine Macht den Drogen“- T-Shirt. Deshalb rauch' ich jetzt erst mal einen Joint. Aus Protest. Und schalte um auf 3sat. Da sehen die Hockeyspielerinnen besonders hübsch aus mit ihren stämmigen Beinchen. Irgendwann gegen 8.17 Ortszeit verliert eine Engländerin ihr Röckchen. Das ist hübsch. Sie trägt einen schwarzen Slip. Eile mit Weile, möchte man ihr zurufen.
Wenn man erst so spät den Fernseher anstellt, muß man was nachholen und kann sich nicht trennen. Deshalb bleibt er an. Die Onkelstimme des Kommentators mischt sich in Traumfetzen. Draußen bellt ein Hund. Detlef Kuhlbrodt
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