Kommentar: Ahnungslos
■ Vulkan-Konzern war Ein-Mann-Betrieb -Unternehmen
Der frühere Vulkan-Chef Friedrich Hennemann hat, als er noch frei den Zusammenbruch „seines“ Konzerns kommentieren konnte, die Frage aufgeworfen, wie denn der Aufsichtsrat, allen voran die Commerzbank, den Konzern monatelang „führungslos“ lassen konnte. Im Herbst 1995 war Hennemann abgesetzt worden, erst am 1.Februar 1996 sollte der neue Chef Wagner sein Amt antreten. Die Frage war berechtigt. Sie warf allerdings auch eine andere Frage auf: Wie kann ein Konzern, der mehr als sechs Milliarden Jahresumsatz bewegt, führungslos sein, wenn ein einziger Mann an der Spitze fehlt? Waren nicht Dutzende von Vorständen im Amt geblieben?
Der Verlauf der Nacht zum Aschermittwoch legt eine Antwort auf diese Frage nahe. Hennemann hatte die Konzernspitze um seine Person konzentriert, und die Tochtergesellschaften, jedenfalls die Werften, an kürzester Leine geführt, so daß ein eigenständiges unternehmerisches Selbstbewußtsein dort nicht mehr vorhanden war. So wie mit den Werft-Vorständen umgesprungen wurde, müssen sich nicht einmal Abteilungsleiter behandeln lassen.
Und die Werft-Vorstände haben bis heute keine Erklärung dafür, warum sie sich damals nicht die Frage gestellt haben, woher denn im Konzern Jahr für Jahr die Millionen kommen, aus denen die Verluste ihrer Schiffbau-Betriebe gedeckt werden. Und wie lange das gut gehen kann. Klaus Wolschner
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