: Einblicke: Das HanfHaus
Von außen sieht es beinahe unscheinbar aus, wären da nicht die großen Metallettern über der Tür des HanfHauses in Eimsbüttel. Liebend gerne würde Cesare Marti, Mitinhaber des in Hamburg einmaligen Fachgeschäfts, die Hausfront mit wuchernden grünen Hanfpflanzen dekorieren, aber das ist leider noch nicht möglich – zu tief verwurzelt sind die Bedenken gegenüber der vielseitig verwendbaren Nutzpflanze. „Dabei lassen sich aus der alten Kulturpflanze Hanf Produkte entwickeln, die sowohl unsere Ernährung verbessern als auch unseren Alltag erleichtern können. Allein in unserem kleinen Geschäft bieten wir mittlerweile rund 200 Hanfprodukte an. Angefangen haben wir vor einem Jahr mit gerade sechzig“, sagt der sechsunddreißigjährige Marti.
Hanfklamotten, die ihr Kartoffelsack-Image längst abgelegt haben und zum Verkaufsrenner wurden, stapeln sich in den Regalen. Kosmetik auf Hanfölbasis, Speiseöl, geröstete Samen zum Knabbern, getrocknete zum Kochen, den Hanf-Müsli-Riegel für zwischendurch oder das Duschbad für die ganze Familie werden genauso wie Farben und Lacke angeboten. „Alle paar Tage kommt etwas Neues hinzu, gerade haben wir Boxershorts aus Hanfseide für Mann und Frau in Auftrag gegeben.“ Relativ neu ist auch die „Revolution in der Waschküche“, das Waschmittel „Sativa“ mit den innovativen Hanf-Tensiden, die sich zu 100 Prozent binnen sieben Tagen abbauen lassen. Und die Sauberkeit kommt dabei auch nicht zu kurz, wie das Frankfurter ÖKO-TEST-Magazin dem Produkt in der Mai Ausgabe bescheinigte.
„Letztlich läßt sich fast alles aus Hanf machen“, betont Cesare Marti, der nebenberuflich als Pädagoge tätig ist, „da wir noch keine schwarzen Zahlen schreiben.“ Bereits 1943 habe zum Beispiel Ford das sogenannte Hanfauto produziert, erzählt er. Einen Wagen, dessen Karosserie aus Hanffasern hergestellt und dessen Motor von Hanföl angetrieben wurde.
Auch als Dämm- und Baumaterial läßt sich die Hanffaser nutzen. Was hier noch recht unbekannt ist, wird im benachbarten Frankreich bereits praktiziert: Dort sind die ersten Hanfhäuser zu besichtigen. Knut Henkel
HanfHaus, Eppendorfer Weg 1, Ecke Eimsbüttler Chaussee, geöffnet montags bis freitags von 10 bis 18.30 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr, Tel.: 430 86 76.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen