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FBI verfolgt Spur des weißen Mannes

■ Rechtsradikale Milizen stehen im Verdacht, den Anschlag auf den Jahrhundertpark in Atlanta verübt zu haben. Gesucht wird ein anonymer Anrufer. Die Spiele werden unter dem Schutz schwerbewaffneter Soldaten fortgesetzt

Atlanta (AP/AFP/taz) – Die Olympischen Spiele in Atlanta gehen weiter – wenn auch mit zwiespältigen Gefühlen und unter noch weiter verschärften Sicherheitsvorkehrungen. Nachdem bei dem Terroranschlag im Olympia-Park von Atlanta während eines Rockkonzertes zwei Menschen getötet und über 100 verletzt worden waren, war die Stimmung gestern gedämpft. Den Wettbewerben gingen Schweigeminuten voraus, alle Flaggen standen auf Halbmast. Die Bundeskriminalpolizei FBI fahndet vor allem nach einem anonymen Anrufer, der von einer nahen Telefonzelle aus vor der Explosion gewarnt hatte. Nach einer Stimmanalyse soll es sich dabei um einen weißen Amerikaner handeln. Augenzeugen wollen außerdem eine Gruppe von Skinheads von dem Anschlagsort wegrennen gesehen haben. Ermittelt wird deshalb vor allem in Richtung rechtsextremer Milizen. Bekenneranrufe gab es ebensowenig wie ein deutliches Motiv für die Tat.

Mit einer Kampfansage an den Terrorismus haben Politiker in aller Welt auf das Attentat reagiert. „Die Welt darf sich nicht vom Terror einschüchtern lassen“, sagte US-Präsident Bill Clinton. In Atlanta seien nicht nur unschuldige Menschen gestorben; es sei auch ein Anschlag auf den olympischen Frieden sowie die amerikanische Demokratie verübt worden. Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac und sein russischer Kollege Boris Jelzin forderten einen Schulterschluß gegen den Terrorismus. Der Anschlag sei „barbarisch“, so Jelzin. Ein Sprecher des iranischen Außenministers sprach von einem Anschlag auf „unschuldige Menschen“. Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) forderte eine weltweite Zusammenarbeit gegen den Terror. Deshalb müsse man auf der internationalen Ministerkonferenz morgen in Paris „nach einer ausführlichen Analyse zu konkreten Ergebnissen kommen, wie alles getan werden kann, um solche barbarischen Terrorakte zu verhindern“.

Bei dem ersten Anschlag auf Olympische Spiele seit dem Überfall auf israelische Sportler 1972 in München explodierte eine mit Nägeln und Schrauben gefüllte Rohrbombe, die in einer Sporttasche versteckt war. Dabei kamen am frühen Samstagmorgen im Centennial Olympic Park in der Innenstadt von Atlanta die 44 Jahre alte Alice Hawthorne, die bei einem US- Kabelfernsehsender arbeitete, sowie ein 40jähriger Kameramann des türkischen Fernsehens ums Leben. 111 Menschen wurden verletzt. Der Park war eingerichtet worden, damit auch Leute, die vergeblich um ein Ticket für die Wettbewerbe angestanden haben, sich irgendwo treffen und vergnügen können. Seit dem Attentat ist er weiträumig abgesperrt.

Die Entscheidung, die Spiele nicht abzubrechen, fiel wenige Stunden nach dem Anschlag. „Die Spiele gehen weiter“, sagte der Generaldirektor des IOC, François Carrard. Die ohnehin einmaligen Sicherheitsvorkehrungen wurden noch weiter verstärkt: Jetzt werden auch schwerbewaffnete Soldaten zur Überwachung von Wettbewerben eingesetzt. Auch wurden die Personenkontrollen verschärft. Atlanta 1996 läßt bereits erahnen, welchen Charakter Großveranstaltungen künftig haben werden: Mal Hemmerling, der Vorsitzende des Organisationskomitees für Sydney 2000, erklärte am Samstag in Atlanta, man erwäge, das gesamte Olympiagelände zur Sicherheitszone zu erklären. Tagesthema Seiten 2, 3; Sport Seiten 18, 19

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