piwik no script img

Dünenspaziergang mit Sam Nujoma

■ Wie das Bonner Veto gegen den Verkauf deutscher Panzer aus den Niederlanden nach Botswana zustande kam

Amsterdam (taz) – In der Regierung der Niederlande tobt Streit wegen des versuchten Verkaufs von 50 gebrauchten Leopard-Panzern, die ursprünglich aus Deutschland stammen, in das afrikanische Botswana. Das Geschäft war vergangene Woche auf Intervention des deutschen Außenministers Klaus Kinkel geplatzt, als der bei einem Besuch in Botswana sein Veto gegen den Panzerkauf einlegte. Nun ist ans Licht gekommen, daß dieses Veto auf Aktivitäten des sozialdemokratischen niederländischen Entwicklungsministers Jan Pronk zurückgeht.

Pronk besuchte am 7. und 8.Mai Namibia, das neben Botswana liegt und mit diesem in einen Grenzstreit verwickelt ist. Weil sich Namibias Präsident Sam Nujoma schlecht fühlte, so berichten niederländische Zeitungen, habe er Pronk zu einem privaten Besuch in sein Häuschen in Terrace Bay gebeten, wo Nujoma seinen bevorstehenden Besuch in Deutschland vorbereitete.

Pronk sagte zu; es kam zu einem längeren Gespräch während einer Dünenwanderung. Dabei verriet Pronk dem namibischen Präsidenten, der über das botswanisch-niederländische Panzergeschäft empört war, einen Trick: Es gebe Bedingungen, unter denen die deutsche Regierung den Export von Waffen in Krisengebiete untersagen könne. Nujoma legte daraufhin in Bonn Beschwerde gegen den Panzerdeal ein – mit Erfolg. Schon Ende Mai hieß es aus Bonn erstmals, daß man gegen den Panzerverkauf sei.

Diese Enthüllungen haben Entwicklungsminister Pronk in die Schußlinie der niederländischen Christdemokraten gebracht und in Den Haag eine kleine Regierungskrise herbeigeführt. Das niederländische Außenministerium sagte auf Nachfrage, es hoffe immer noch, die deutsche Regierung von der Veto-Rücknahme überzeugen zu können. Schließlich sei Bonn ja auch nicht zimperlich, wenn es um militärische Zusammenarbeit mit Staaten wie der Türkei oder Indonesien geht. Falk Madeja

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen