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■ StandbildStiertod in Moll

„exklusiv – Die Reportage“, Di., 22 Uhr, RTL2

Die Kamera überblickt alles: wie die Stiere in die Stadt laufen, getrieben von Wildheit und Enge. Wie die Menschen durch die Stadt laufen, Getriebene auch sie. Erst mal erfahren wir, was jene Kamera von RTL2 hierhin treibt: „Die Angst vor dem Tod läuft immer mit.“ Aber: „Diesmal geht es gut.“ Wir ahnen ein „leider“, drum mußten Archivaufnahmen her, damit wenigstens ein bißchen durchstoßene Kreatur über den Schirm geht. 13 Menschen sind hier gestorben, in 72 Jahren. Scheint uns nicht besonders viel, wenn wir mal an Motorradfahren denken, an S-Bahn-Surfen, soliden Alkoholgebrauch oder auch an die Gefahren des kondomfreien Ibiza-Sex, woran uns später noch die Pro7-„Reporter“ vor wackelnd-welken Damenbrüsten gemahnen.

Zurück aufs Festland: Dem heuer komplikationslosen Verlauf haben wir eine eigentlich ganz schöne Reportage zu verdanken, die bis zur Werbepause anschaulich dahinfließt, hier ein Spannungsbogen aufgebaut, da ein Interviewfetzen zwischengeschnitten, Nirwanas Bässe zu rennendem Rindvieh, solche Sachen.

Nachher waren wir nicht mehr so recht bei der Sache, die RTL2-Reporter auch nicht. Geigen in Moll, sterbender Stier, hübsch das, der Rest zerfasert dann doch arg. Gab uns aber Zeit zum Räsonieren: Was anfangen mit einem Ritus, der von „Wildheit“ erzählt, von „Stolz“, in den Tagen des kondomfreien Massenreisens? Ach, ewiger Triumph des Menschenwahns über den Rinderwahn! „Ich glaube, wir haben schöne Sachen mit dem Stier gemacht“, meint der Torero. Können die RTL2-Jungs auch sagen. Lutz Meier

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