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Pfarrer Weiß läßt von Exorzismusreisen nicht

■ Trotz Verbots nehmen die Butterfahrten zur Teufelsaustreibung kein Ende

Augsburg/Scheidegg (taz) – Der Augsburger Bischof Viktor Josef Dammertz hat dem Scheidegger Pfarrer Bernward Maria Weiß seinen Exorzismustourismus verboten. Allmonatlich startet von der Allgäuer Gemeinde Wigratzbad aus eine Art Butterfahrt zur Teufelsaustreibung. Ziel der Reise, die auch am letzten Wochenende stattfand, ist der kleine Ort Arluno bei Mailand. Hier treibt der aus Sambia stammende Erzbischof Emmanuel Milingo (66) massenhaft die Teufel aus.

Genau diese Exorzismen, so der Sprecher des Bistums Augsburg, hätten sowohl der römische Kardinalvikar Camillo Ruini als auch der Mailänder Kardinal Carlo Maria Martini schon vor Wochen ausdrücklich untersagt. Grund genug für die Diözese Augsburg, Pfarrer Weiß zu verbieten, „Fahrten zu Heilungsgottesdiensten von Erzbischof Milingo zu organisieren, zu begleiten oder dafür zu werben“.

Doch den fundamentalistischen Priester im Ruhestand kratzt das offenbar wenig. Er denkt gar nicht daran, sich an die Weisung zu halten, provoziert vielmehr den Bischof aufs heftigste. „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen“, erklärt Weiß und bestreitet, trotz entsprechender Zeitungsanzeigen, Fahrten zu Teufelsaustreibungen zu organisieren, zu begleiten oder dafür zu werben. „Wer nicht glaubt, wird verdammt werden“, mahnt der stockkonservative Geistliche und attackiert den Augsburger Bischof heftig: „Mir wäre es allerdings lieber, wenn Bischof Dammertz und die Diözese Augsburg die Gläubigen der Diözese vor denjenigen katholischen Beratungsstellen warnen würden, die sogenannte Beratungsscheine ausstellen, die in Wahrheit Tötungsscheine sind, mit denen zukünftige Diözesenkinder straffrei ermordet werden dürfen. Jedes dieser getöteten Kinder geht auf das Konto des Bischofs.“

Bei der Diözese zeigte man sich schockiert von der Provokation des einstigen Priesters. Die Vorwürfe im Zusammenhang mit Schwangerschaftsberatungen seien haltlos, erklärte Bistumssprecher Bernhard Gattner. Schließlich würden zu Beratungsstellen auch Frauen gehen, die nicht abtreiben möchten, die nur Unterstützung suchen. Der Verbleib der Kirchen in Bayern im staatlichen Beratungssystem diene dazu, das Leben ungeborener Menschen zu retten. Die Provokationen von Pfarrer Weiß werden nicht ohne Konsequenzen bleiben. Gattner kündigte an, daß der Vorgang dem Bischof persönlich vorgelegt werde.

Was den Exorzismus angeht, setzt derweil Bernward Maria Weiß gleich noch einen drauf: „Ob der Erzbischof Milingo schon Tote erweckt hat, das weiß ich nicht, aber seelisch Tote hat er schon viele erweckt.“ Klaus Wittmann

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