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Romantische Fischerorte und klebriger Weserschlick

■ Es gibt BremerInnen, die fahren nur um die Ecke und sind schon im Urlaub: 40 Campingplätze locken im Weser-Ems-Gebiet. Dabei kommt der Kurztrip nach Sandstedt oder Bollen „fast so gut wie Karibik“

Von „Camping-Oasen“ und „Nordsee – weitem Land“ schwärmen Fremdenverkehrsbroschüren. Sogar von „südlicher“ Region ist die Rede. Nur übers Wetter äußern sich die Werbestrategen des Weser-Ems-Gebietes eindeutig zweideutig – und rufen lediglich zum Genuß unseres „einmaligen“ Klimas auf. Was so vollmundig daherkommt, das will unter die Lupe, schloß unsere butenbremische Autorin Katja Ubben – und machte sich auf die Pirsch.

Rund 30 Kilometer von der Nordsee entfernt stapft das Bremer Pärchen Bockmann wonnevoll durch den klebrigen Weserschlick. Sie schwören auf Campingurlaub in norddeutschen Landen. In dieser letzten Juliwoche sind sie für ein paar Tage mit dem Wohnmobil im kleinen Örtchen Sandstedt gelandet. „Kein Zufall, sondern dreißigjährige Tradition.“

Immer noch im Begrüßungstaumel streckt der 53jährige Rolf Bockmann seinen Finger aus, dran baumeln zwei blaue Turnschuhe: Die Sonne knallt auf den Weserstrand und glitzert über dem schlickigen Flußwasser. „Da hinten steht das Kraftwerk Esensham“. Auf der anderen Seite kann man den Hafen Brake sehen. Tatsächlich ragen auf der gegenüberliegenden Weserseite riesige Baukräne über das Ufer hinaus, ganz hinten am Horizont steht stumm und starr ein Kraftwerk-Betonklotz auf der grünen Wiese. „Hier kann man so herrlich entspannen“, freut sich Rolfs Frau und stapft munter weiter am Weserufer entlang. „Die Luft riecht nach Meer, es ist so ruhig hier.“

Ganz langsam schippert ein riesiges Containerschiff die Weser hoch. Zwei Schlepper aus dem gegenüberliegenden Hafen Brake nähern sich, Wellen schlagen hoch, Benzinduft liegt in der Luft. Ein knallroter Wasserflitzer braust im Affenzahn an der Schlepperaktion vorbei, mit beiden Händen krallt sich der Fahrer auf dem knatternden Wellenreiter am Steuer fest – das Pärchen aus Findorff steuert wieder seine bunten Handtücher am Strandplatz an. Daneben steht die Kühltasche.

Die 52jährige Bremerin greift zum Sonnenöl. „Hier kann man so herrlich braun werden, genauso wie in der Südsee“, ist die Sonnenanbeterin überzeugt. Während seine Frau sich in die Sonne wirft, schwärmt Ehemann Rolf von den tollen Campingplätzen, die sich Richtung Nordsee an der Weser entlangschlängeln: Bollen, Horstedt, Wremen und „und wie sie alle heißen“. Aber zum Dauercamper sei er nicht geboren, gesteht der Chemielaborant. Nur tageweise genießt er „das Ländliche“ und „Sittliche“.

Am liebsten schaut er dabei den Schiffen zu, die vor seiner Nase vorbeiziehen. Auch die Fähre, die alle zwanzig Minuten von Sandstedt nach Golzwagen übersetzt, hat er stets im Blick, genauso ein paar Kinder, die sich von der Stahlwand beim Fähranleger in die schaumige Weserflut stürzen. An dem langezogenen Weserstrand liegen nur ab und zu, zwischen Schilf und Dühne fast verborgen, Campinggäste im braungelben Sand. „Das ist das Tolle hier“, sagt die Bremerin. „Es ist so leer.“ Der Nordseeort Duhnen ist ihr viel zu überlaufen. kat

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