■ Kommentar: Ungehorsam bis zum Zahltag
Ziviler Ungehorsam muß weh tun. Das spürte schon Henry David Thoreau, der Vater aller Aufmüpfigen, als er dem US- amerikanischen Staat eine Steuerzahlung verweigerte. Thoreau verbrachte den entbehrungsreichen Sommer damit, in der Zelle „Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat“ zu schreiben. Die Lektüre ist allen Beteiligten wegen der abzusehenden Rückmeldekrise dringend zu empfehlen. Zum Ungehorsam gehört Standvermögen, und daran könnte es beim Streit um Einschreibe- oder richtiger: Studiengebühren mangeln. Die StudentInnen wollen keine Gebühren, solange es nicht weh tut. Diese sommerliche Unbeschwertheit haben die Uni-Präsidenten ermöglicht: Sie verschoben den Zahltag auf September. Beim ersten Hinsehen keine schlechte Idee, die ungehorsamen Studis zu stärken. Aber nun kehrt sie sich ins Gegenteil. Der verlegte Termin stürzt die Einschreibebüros ins Chaos. Er zehrt den studentischen Widerstand gegen die Studiengebühren aus. Und obendrein geraten jene aus dem Blickfeld, die das Rückmeldedesaster zu verantworten haben: Senat und Parlament. Die einzige Lösung kann, wie es aussieht, nur darin liegen, die „Einschreibegebühren“ zurückzunehmen. Christian Füller
siehe Bericht Seite 26
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