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Kein Schlafplatz. Nirgends

Am Tag nach der Räumung in Charlottenburg sind die Häuser unbewohnbar gemacht worden. Für die ehemaligen Besetzer fühlt sich niemand zuständig  ■ Von Gereon Asmuth

Türen und Fenster sind mit Stahlplatten verschlossen. Zwischen den Häusern werden mit Baggern und Kettensägen nun auch Bäume und Büsche vom Gelände geräumt. Warum, will niemand von den Bauarbeitern sagen. Am Tag nach der Räumung der besetzten Häuser Marchstraße 23 und Einsteinufer 41 in Charlottenburg sind die Gebäude unbewohnbar gemacht. „Die haben Löcher in die Dächer geschlagen. Die Elektroanlagen wurden zerstört. Um Strom- und Wasserzufuhr zu kappen, wurde heute morgen extra die Straße aufgebuddelt“, berichtet Fabian, ein Ex-Besetzer, der kurz ins Haus durfte.

Die ehemaligen Bewohner waren aufgefordert worden, an den drei der Räumung folgenden Werktagen zwischen 9 und 11 Uhr ihr Hab und Gut aus den Häusern zu schaffen. „Reingelassen haben sie uns erst um Viertel nach zehn, trotzdem war um elf wieder Schluß“, beschwert sich Elke, eine der Geräumten. Zudem durften nur Leute rein, die dort bei der Räumung angetroffen wurden oder polizeilich gemeldet sind. Die anderen wollen am Montag zusammen mit Anwälten erneut ihr Glück versuchen.

Wohin sie dann mit ihren Sachen sollen, weiß kaum einer. „Ein paar sind vorläufig bei Freunden untergekommen“, meint Fabian. Mindestens 30 seien aber akut obdachlos. Elf Ex-Besetzer, die mit einer Sitzblockade vor den Häusern gegen polizeiliche Übergriffe protestierten, seien in der Nacht von der Polizei nach Wannsee gebracht und dort ausgesetzt worden, berichtet ein anderer. Der Rest verbrachte die Nacht nach der Räumung in Zelten auf dem Gelände der benachbarten Technischen Universität (TU).

TU-Vizepräsident Ulrich Steinmüller gestattete gestern den Obdachlosen, bis kommenden Dienstag zu bleiben. Anderweitige Hilfe steht noch aus. Steinmüller berichtete von einem Telefonat mit Charlottenburgs Sozialstadtrat Maier. Auf die Bitte nach einer anderen Unterkunft habe der abweisend reagiert. Zunächst müßte die Zuständigkeit des Bezirks geprüft werden. Die Ex-Besetzer sollten beim Bezirksamt vorbeikommen – am Freitag mittag aber ginge sowieso nichts mehr. „Am liebsten wäre denen, wenn wir auswandern“, kommentiert einer der Geräumten.

Die 57jährige Helga G. ärgert sich, daß keiner der Verantwortlichen mal vorbeigekommen ist. Im Juni war sie in das Haus Einsteinufer 41 eingezogen. „Ich wollte wieder nach Berlin zurück“, erzählt sie. Einen Wohnberechtigungsschein wollte man ihr erst nach drei Monaten ausstellen, wegen fehlender Dringlichkeit. In den besetzten Häusern habe man ihr ein Zimmer gegeben. „Dann hab ich mich angemeldet, alles mit Stempel und so, ganz legal“, meint die nun Obdachlose. Das Haus sei kein Luxus gewesen, aber Vandalismus habe erst die Polizei bei der Räumung begangen, sagt G.: „Jetzt steht das Haus leer, und wir sitzen mit unseren Sachen auf der Straße. Das sind dann die Schandflecken in der Stadt, die sie angeblich nicht haben wollen.“ – „Die Räumungen werden weitergehen“, befürchtet einer ihrer Mitbewohner.

Demonstration heute, 12 Uhr, Wittenbergplatz zur Marchstraße

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