: Roboters Grenzen
■ BIBA-Institut bringt Technik und Menschen zusammen und hat kein Interesse an „Geheimniskrämereien“
Professor Franz Josef Heeg staunte nicht schlecht, als sein BIBA (Bremer Institut für Betriebstechnik und angewandte ARbeitswissenschaft) kürzlich ins politische Gerede kam. Das BIBA kassiere mehr als zwei Millionen Mark aus der Landeskasse, ließ sich die AfB vernehmen und „der Senat weiß nichts über die Finanzlage und hat keine Strategie für das Institut“. Die Senats-Antwort auf eine sehr detaillierte kleine Anfrage zum BIBA hatte die AfB nicht befriedigt. Der Senat sei faul und verweigere dem Parlament Informationen, so der Vorwurf.
Dabei hat der BIBA-Chef, der 1994 seinem Vorgänger Professor Bernd Hirsch zur Seite gestellt wurde, kein Interesse an Geheimniskrämerei: Dem 1981 als erstes An-Institut an der Bremer Universität gegründeten BIBA hat die EU seit 1985 32,5 Millionen Mark Fördermittel überwiesen. Die gesamte Universität bekam 35 Millionen aus Brüssel. Zum 8-Millionen-Etat des Instituts 1995 trägt der Senat mit 2,2 und die 28 Projektpartner aus der regionalen Wirtschaft mit zwei Millionen Mark bei. Der Rest kommt aus Brüssel.
Früher lag das BIBA dem Senat schwerer auf der Tasche: 1990 flossen noch fast die Hälfte der 7,4 Millionen in der BIBA-Kasse aus dem Senatssäckel. Rasantes Wachstum hatte Ende der achtziger Jahre zu Zerwürfnissen zwischen Prof. Hirsch und Mitarbeitern geführt. Lehre und Forschung wurden offenbar unter der Auftragslast vergessen. Doch nun scheint das Institut auf gutem Weg. „Das BIBA“, resümiert Heeg, „eignet sich schlecht für politische Spielchen“.
Die Arbeit ist zukunftsträchtig: In der luftigen Werkhalle werden computergesteuerte Maschinen auf ihren Einsatz für real existierende Menschen und Betriebe getrimmt. In den Büros werden Organisationsmodelle und Weiterbildungskurse entworfen, die Betriebe und Mitarbeiter fit machen sollen für den Einsatz neuer Technik.
Unter der Regie des Arbeitswissenschaftlers Heeg wurde das BIBA umstrukturiert. Organisationsprozesse in Unternehmen und die Gestaltung von menschlichen Arbeitsplätzen haben an Bedeutung gewonnen. „Technik oder Steigerung der Wirtschaftlichkeit sind kein Selbstzweck“, sagt Heeg.
Zur Klientel der 137 Forscher und sonstigen Mitarbeiter im 1992 eröffneten Haus neben dem Fallturm gehören STN, DASA, Vulkan, Deutsche Bahn, Bremische Häfen, Daimler Benz, zahlreiche Weiterbildungsträger und diverse Klein- und Mittelständler, die meisten aus der Region.
Zum Beispiel im Autorecycling: Die Ingenieure entwickeln selbstlernende Software zur Steuerung der Maschine, die zielgenau Gummi- oder Metallteile aus dem Motorblock löst. Das Geld kommt von der EU, später sollen damit mittelständische Schrotthändler arbeiten. „Recycling von Autos ist ja nicht gerade eine schonende Arbeit für den Menschen“, erklärt Franz Josef Heeg, „wir wollen wissen, wo die Grenzen für Roboter liegen“.
Im neuen „Rapid Prototyping Studio“ können per Laserstrahl in wenigen Stunden Modelle aus Kunststoff geformt und etwa im Windkanal getestet werden. Man spart den Einsatz teurer Modellbauer. „Aber die Betriebe können auch damit nicht einfach ihre Modellbauer rauswerfen“, sagt Heeg. Es ließe sich aber testen, wie ein solches System in den Ablauf eines Unternehmens eingebunden werden kann. „Wir wollen hier die Schlagworte des Management-Deutsch wie Reengeneering konkretisieren“.
Im April hatte das BIBA seine Pforten für 30 interessierte Unternehmen geöffnet. Mit sechs sei eine Kooperation vereinbart worden. Aber für zwei neue EU-Projekte zum Technologie-Transfer und zur Nutzung neuer Informationstechnologien in der maritimen Wirtschaft sucht das BIBA noch kleine und mittlere Betriebe. jof
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