Nicht besenrein

■ Wagenburg-Protest gegen Räumung

Bewohner der von einer Räumung bedrohten Wagenburgen haben gestern bei der für Bundesliegenschaften zuständigen Oberfinanzdirektion (OFD) gegen eine mögliche Räumung protestiert. Sie überreichten dem Leiter der Bundesvermögensabteilung der OFD, Klaus Richter, einen Protestbrief. Die OFD erwägt, fünf Wagenburgen auf dem Mauerstreifen räumen zu lassen, um Auseinandersetzungen mit dem Land über eine Säuberung der Grundstücke zu vermeiden, wie sie jetzt im Fall der geräumten Wagenburg an der East Side Gallery geführt werden.

Der Pressesprecher der OFD, Helmut John, erklärte, der Bund müsse die Grundstücke früher oder später „besenrein an Alteigentümer oder Käufer übergeben“. Die Rollheimer, die sich im „Berliner Wagenburgforum“ organisiert haben, kritisierten in ihrem Brief, daß der Streit zwischen Berlin und dem Bund über die „Folgekosten der East-Side-Räumung nun gegen die BewohnerInnen anderer Wagenplätze gewendet“ und „eine ganze Lebensform kriminalisiert“ werde. Die Situation etwa auf dem Wagenburggelände an der Schillingbrücke (Mitte) sei nicht mit den Zuständen vergleichbar, wie sie zuletzt an der East Side geherrscht haben. Als Beweis übereichten die Rollheimer Klaus Richter ein Foto ihrer Wagenburg.

Richter widersprach Darstellungen, wonach die Oberfinanzdirektion schon entschieden habe, einen Räumungsantrag für die Wagenburgen im Baumschulenweg, an der Späthbrücke, der Lohmühlenbrücke (alle in Treptow) und an der Schillingbrücke zu stellen. Er sagte zu, daß in den nächsten Tagen ein Vertreter der Oberfinanzdirektion die Wagenburgen besuchen werde. Ihm sei es lieber, bis zum Verkauf „eine gutfunktionierende Wagenburg“ auf den Geländen zu haben, als diese kostenintensiv bewachen zu lassen. John bestritt unterdessen, daß es für das East-Side-Gelände schon einen Interessenten für die Übergangsnutzung gebe. Christian Meseth