Burundis Machthaber isoliert

■ Die Anhänger der gestürzten Regierung liebäugeln mit einem Guerillakampf gegen die Putschisten und die Armee

Berlin (taz) – Das Embargo gegen Burundi zeigt Wirkung. Die Grenzen sind dicht. Der letzte internationale Flug verließ die burundische Hauptstadt Bujumbura in der Nacht zu Mittwoch. Benzin ist rationiert. Die UNO hat Mitarbeitern vor Ort geraten, sich auf einen Abzug vorzubereiten.

Diese Lage macht den Gegnern der Putschregierung von Pierre Buyoya Hoffnung. „Schon jetzt kontrolliert die Armee dreizehn der fünfzehn Provinzen des Landes nicht mehr“, meint Jerôme Ndiho, Sprecher der Hutu-Rebellenbewegung „Nationalkomitee zur Verteidigung der Demokratie“ (CNDD), die gegen die Tutsi-dominierte burundische Armee kämpft. „Das Embargo wird die Armee weiter schwächen.“

Zugleich vereinen sich die Gegner der Armee. Bisher war die Hutu-dominierte Partei Frodebu, die 1993 die Wahlen in Burundi gewann und bis zu Buyoyas Putsch regierte, gespalten: Auf der einen Seite befanden sich die Anhänger der gemeinsamen Hutu-Tutsi-Regierung unter dem gestürzten Präsidenten Sylvestre Ntibantunganya, auf der anderen Seite die im CNDD versammelten Rebellen, die Ntibantunganya wegen seiner Machtteilungspolitik als Verräter ansehen und vom zairischen Exil aus den bewaffneten Kampf führen. Heute sind beide Seiten einig in ihrer Ablehnung Buyoyas. Dem versprochenen Übergangsparlament will die Frodebu nicht beitreten und auch keine Gespräche mit Buyoya führen. „Wir sehen keine Notwendigkeit, mit den Putschisten zu reden“, sagt Damase Muganga, Deutschlandsprecher der Frodebu.

Laut Joseph Ntakirutimana, exilierter Frodebu-Parlamentsabgeordneter, sind Gespräche zwischen den verschiedenen Fraktionen von Frodebu und CNDD unter Einschluß der noch radikaleren kleinen Hutu-Guerillagruppen Palipehutu und Frolinat im Gange, um ein gemeinsames Vorgehen zu beraten. „Wir waren am Anfang zusammen, und wir müssen wieder zusammenfinden“, sagt er und hält es durchaus für möglich, daß sich die parlamentarische Frodebu dem bewaffneten Kampf anschließt, weil die erhoffte internationale Militärintervention offenbar ausbleibt: „Es kann immer ein Tag kommen, an dem man feststellt, daß alle anderen Mittel gescheitert sind. Wenn man sterben muß, dann wenigstens auf dem Feld der Ehre.“

Differenzen verursacht jedoch noch der gestürzte Präsident Ntibantunganya. Der hält sich seit dem 23. Juli in der US-Botschaft in Burundi auf. Die Frodebu drängt offiziell auf seine Wiedereinsetzung als Präsident. Für Ndiho vom CNDD stellen Ntibantunganya und seine Regierung hingegen „nichts dar“, da sie „weder eine Ideologie, noch eine Armee, noch das Volk, noch Geld“ hinter sich haben. Die Anhänger der gestürzten Regierung, sagt er, sollten „ihre Fehler einsehen“ und sich den Rebellen anschließen. Seinen Angaben zufolge sind ohnehin 80 Prozent der Frodebu-Mitglieder auch CNDD-Mitglieder – ein Umstand, den der Ntibantunganya- Flügel immer bestritten hat, um sich von den Rebellen zu distanzieren. Zumindest Ntakirutimana hält nicht mehr unbedingt an Ntibantunganya fest. „Wir folgen nicht Menschen, sondern Idealen“, meint er. „Wenn diese Menschen sich streiten, sollte uns das egal sein.“ Dominic Johnson