: Größere Geschäfte mit Hurrikans
■ Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück kauft den amerikanischen Konkurrenten American Re. Überdurchschnittliches Wachstum bei der Versicherung gegen Industrie- und Naturkatastrophen
Berlin (dpa/taz) – Die Münchener Rück, die weltgrößte Versicherung der Versicherungen, will den US-Konkurrenten American Re Corp. für umgerechnet fast 5 Milliarden Mark kaufen. Der Kauf soll im wesentlichen ohne Kredite finanziert werden. Der Münchener Konzern, mit der Allianz eng verbandelt, teilte gestern mit, man habe sich mit dem Hauptaktionär der US-Firma, dem Investmenthaus Kohlberg Kravis Roberts & Co (KKR) geeinigt.
Normale Versicherungsunternehmen schließen mit Konzernen wie der Münchener Rück oder American Re Verträge zur Schadensbegrenzung bei Hurrikans, Erdbeben, den Kosten von Altlasten oder großen Industriekatastrophen ab. Letztes größeres Beispiel in Deutschland ist der Schaden beim Düsseldorfer Flughafenbrand. Das Unternehmen American Re ist mit rund 2,6 Milliarden Dollar (3,9 Mrd. Mark) Beitragseinnahmen und 10 Prozent Marktanteil der drittgrößte Rückversicherer in den USA. Das Geschäft der US-Firma hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Die Münchener Rückversicherung ist auf dem größten Markt der Welt mit 5 Prozent bislang die Nummer vier.
Für die 1880 gegründete Münchener Rück bedeutet die Übernahme der American Re den größten Kauf ihrer Geschichte. Gemeinsam mit der 1917 gegründeten American Re rücken die Münchener dicht an die Nummer zwei auf dem US-Markt heran.
Der Übernahme durch die Münchener Rück müssen noch die Hauptversammlung der US-Firma sowie die zuständigen Kartellbehörden in den USA und Deutschland zustimmen. Der Mehrheitsaktionär KKR hält 64 Prozent an American Re und war 1992 für 1,4 Milliarden Dollar eingestiegen. Wie die Münchener Rück mitteilte, wird allen Aktionären der American Re ein Barkaufpreis von 65 Dollar je Aktie geboten, was einem Gesamtkaufpreis von rund 3,3 Milliarden Dollar (4,9 Mrd. Mark) entspricht.
Mit der American-Re-Übernahme baut die Münchener Rück ihre weltweit führende Marktstellung im Rückversicherungsgeschäft vor der Schweizer Rück aus. Der Konzernumsatz steigt durch den US-Kauf und der jüngst mit der Allianz vereinbarten Neuordnung von Beteiligungen auf rund 37 Milliarden Mark, nach 29,1 Milliarden Mark im Geschäftsjahr 1995/96. Davon entfallen etwa 22,5 Milliarden auf das Rückversicherungsgeschäft.
Die Münchener Rück verweist auf den Konzentrationsprozeß in der Rückversicherungsbranche. Die Erstversicherer hätten eine wachsende Nachfrage nach hoher Finanzkraft zur Absicherung ihrer Risiken. Zudem steige das Bedürfnis nach global tätigen Unternehmen und damit einem geographischen Risikoausgleich. Paul Inderbitzin, Vorstandsvorsitzender der American Re, hatte vor dem Klimagipfel in Berlin „das steigende Risiko von Naturkatastrophen als das Zukunftsproblem“ seiner Branche benannt. ten
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