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Hehre Worte, keine Taten

■ Ifor-Truppen erweisen sich als treue Pappkameraden

Die Ifor bleibt sich treu. Nur keinen Ärger, lautet ihr Motto. Nicht die bosnischen Serben haben die Inspektion ihres Stützpunktes Han Pijesak verweigert. Nein, die Ifor hat sie abgesagt, um nicht in die mißliche Lage kommen zu müssen, den per Haftbefehl gesuchten Militärchef der bosnischen Serben, Ratko Mladić, festnehmen zu müssen.

Und weil die Ifor in Han Pijesak erbärmlich den Schwanz eingezogen hat, hat sie danach um so mächtiger auf den Putz gehauen. Die Ifor-Truppen wurden in Alarmbereitschaft versetzt, die ausländischen Zivilisten zum Rückzug aus der „Republika Srpska“ aufgefordert. Man ließ die Muskeln spielen, um so zu tun, als lasse man sich gar nichts mehr gefallen. Nato-Generalsekretär Janvier Solana verkündete stolz, daß die Ifor auch nicht die geringste Verletzung des Dayton-Abkommens durchgehen lasse.

Hehre Worte, keine Taten. Schon bisher hat die Ifor immer in die andere Richtung geblickt, wenn ein gesuchter Kriegsverbrecher an ihren Kontrollpunkten vorbeibrauste. Oder sich damit herausgeredet, man könne weder Mladić noch Karadžić festnehmen, weil man ja nicht wisse, wo sich die Gesuchten aufhielten. Jetzt hat man es gewußt – und auf eine Festnahme bewußt verzichtet. Die Ifor gibt damit das Den Haager Kriegsverbrechertribunal der Lächerlichkeit preis und macht das Dayton-Abkommen zur Makulatur.

Gewiß hätten nicht sieben Ifor-Inspektoren den Serbengeneral festnehmen können. Aber die Ifor verfügt über ausreichend militärische Kampfmittel, um ein Entkommen Mladićs aus seinem Bunker in Han Pijesak zu verhindern. Als die Inspektion vorgestern in Begleitung der Übergangspräsidentin Plavšić erfolgte, hat Kommandeur Michael Walker von Mladić nichts mehr gesehen. Welche Überraschung!

Das Verhalten der Ifor ist ein Schlag ins Gesicht aller Kriegsopfer. Doch offenbar heiligt der Zweck jedes Mittel. Die Wahlfarce in Bosnien am 14. September soll nicht durch kriegerische Scharmützel in Frage gestellt werden. Das würde den US-Wahlkampf von Präsident Clinton nur unnötig stören.

Ausbaden müssen das die Bosnier, die nach den Wahlen weiterhin unter der Herrschaft von Kriegsverbrechern oder, so sie denn ins zweite Glied zurücktreten, deren Lakaien werden leben müssen. Georg Baltissen

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