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Hamburger Hochbahn gegen den Zug zur Schiene

■ Straßenbahn-Gegner machen mobil / Angeblich teurer als Ausbau des Busnetzes

Die Wiedereinführung der Stadtbahn in Hamburg ist nicht zu bezahlen. Sie kommt um 350 Millionen Mark teurer als ein Ausbau des Bus-Systems und wird bis zum Ausbau eines Grundnetzes hohe Anlaufverluste produzieren: Mit diesen Thesen bemüht sich eine schlagkräftige Anti-Straßenbahnseilschaft von Managern der Hamburger Hochbahn AG (HHA) und einigen wenigen Stadtbahnbedenkenträgern in der Baubehörde, den Hamburger Zug zur Schiene im letzter Sekunde doch noch zu stoppen.

Der Zeitpunkt ist gut gewählt: Noch vor der Sommerpause will die Baubehörde dem Senat eine Beschlußvorlage zum Aufbau eines Stadtschnellbahnnetzes vorlegen. Für 922 Millionen Mark soll nach Informationen der taz ein erstes „Kernnetz“ aus zwei zusammen 40 Kilometer langen Linien entstehen. Im 5- und 10-Minutentakt, meist auf eigenem Gleiskörper, sollen moderne Niederflur-Stadtbahnen oberirdisch die heutige U-Bahn-Geschwindigkeit bieten.

Über die Streckenführung besteht schon weitgehende Klarheit: Die künftige Linie 1 führt von Niendorf über Rathausmarkt und Hauptbahnhof nach Steilshoop und – in einem zweiten Ast – zum Flughafen. Linie 2 startet in Altona, führt über Eimsbüttel, Eppendorf und Winterhude zur City-Nord, wo sie auf die Linie 2 trifft.

Mit Hochdruck arbeiten Verkehrsplaner und Finanzexperten der Baubehörde gegenwärtig an einem Finanzierungskonzept. Senator Eugen Wagner, mittlerweile zum Straßenbahnfreund bekehrt, will im Senat mit einem „wasserdichten Finanzierungskonzept“ auftreten. So kämpfen seine Jungs derzeit in Bonn um eine Bundesbeteiligung an den Kosten von bis zu 40 Prozent. Mit guten Erfolgsaussichten: Vor wenigen Wochen hat Saarbrücken als erste deutsche Stadt die Wiedereinführung der Stadtbahn verabschiedet. Bonn wird 40 Prozent der 540 saarländischen Stadtbahnmillionen bezahlen.

Dies alles hat in der HHA, bislang unangefochtene Herrscherin über Busse und U-Bahnen, höchste Besorgnis ausgelöst. Die HHA fürchtet nicht nur Abstriche bei ihrem aktuellen Busbeschleunigungsprogramm, welches mit gigantischem finanziellen Aufwand auf minimale Verbesserungen hinarbeitet. Noch weit größer erscheint dem HHA-Management allerdings die Gefahr, nicht selbst den Zuschlag zum Betrieb der Stadtbahn zu erhalten.

Eine kluge Angst: Im Gefolge der ÖPNV-Reform am 1.1.1996 wird die Konkurrenz von Verkehrsunternehmen nicht nur möglich, sondern für Städte und Länder geradezu Herzenssache. Hamburg könnte den Aufbau der Stadtbahn einem neuen Unternehmen übertragen, welches – weit effizienter und preiswerter als die verkrustete HHA – zeigt, wie moderner Nahverkehr zu organisieren wäre. Die Zerschlagung bzw. Sanierung der HHA, von Finanz-, Unternehmens- und Verkehrsexperten seit langem gefordert, könnte mit der Stadtbahn Wirklichkeit werden.

In einer Stellungnahme zur Finanzierung der Stadtbahn legte die HHA deshalb jetzt der Baubehörde ein Alternativrechnung vor, die urplötzlich einen ganz gewaltigen Ausbau des Busnetzes empfiehlt und Kostenvorteile herausrechnet.

Noch beeindruckter als Eugen Wagner zeigte sich der NDR: Er sprach vom drohenden Ende der Straßenbahnpläne. Die Baubehörde dementiert: „Die NDR-Meldung ist eine Ente.“ Wohl nicht ganz: Der bald zu erwartende öffentliche und politische Streit um die Stadtbahn wird sich, so meinen Insider, fast ausschließlich ums Geld drehen. Florian Marten

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