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Mit der Maus zum Amt

■ Neues Computerterminal des Stadtinformationssystems im Finanzamt Mitte aufgestellt / Der Pförtner hilft aber noch immer besser / Einmal kaputt, immer kaputt

Ein großer Schritt für die bremische Verwaltung, einer kleiner Schritt für die Menschheit: Seit gestern steht im Foyer des Finanzamtes ein öffentliches Computerterminal. Per Mausklick läßt sich dort das an der Bremer Universität entwickelte „Stadtinformationssystem“ auf den Bildschirm zaubern.

Was läuft im Theater? Wo ist das „Modernes“? Wieviele Einwohner hat Bremen? Welche offenen Stellen hat der Öffentliche Dienst ausgeschrieben? Welche Ausbildungsberufe werden angeboten? Fragen dieser Art können BremerInnen sich nun on-line beantworten. Eine Standleitung über das Behördentelefon-Netz sorgt für stets frischen Datennachschub. Mitnehmen können die NutzerInnen die zum Teil mehrseitigen Informationen allerdings nicht, ein Drucker ist im „Stadtinformationssystem“ nicht eingeplant. Noch in den Kinderschuhen steckt auch der „Behördenwegweiser“, der dereinst in das Computer-System so integriert sein soll, daß die Bürgerin per Stichwort herausfinden kann, welches Amt in welchem Gebäude für ihr Anliegen zuständig ist. Heute reagiert das System jedoch noch recht mürrisch. Wer die Computerkiste zum Beispiel nach dem Stichwort „Erziehungsgeld“ suchen läßt, bekommt keine Antwort. Und wer nach „Kindergeld“ fragt, bekommt eine falsche: Er wird an das Finanzamt Bremen-Mitte verwiesen – also genau dorthin, wo er sich bereits befindet. Das allerdings hat mit Kindergeld fast nichts zu tun. Bewilligt wird es von einer Außenstelle des Arbeitsamtes. Doch das sei eben eine Bundesbehörde, entschuldigt der für die Entwicklung zuständige Mitarbeiter der Senatskommission für das Personalwesen (SKP) die Irreleitung, und Bundesbehörden seien „nur schwer“ in das Bremer System zu integrieren.

Umfassende Auskunft bietet das Terminal deshalb bisher vor allem über die SKP und das Finanzamt. Doch wer darüber etwas wissen will, wendet sich vielleicht doch lieber gleich nebenan an den Pförtner. Der kann im Unterschied zum Computerbildschirm dann auch gleich noch mit der Hand zeigen, wo es langgeht.

Während das Finanzamt seit gestern ins Internet-Zeitalter aufbricht, ist es in der Zentralstelle der Stadtbibliothek am Schüsselkorb schon seit einem Jahr wieder zu Ende. „Damals ist uns das ganze Programm abgestürzt“, erinnert sich ein Mitarbeiter der Auskunft noch heute mit Schrecken. Für die Reparatur fühlte sich niemand verantwortlich, inzwischen ist von dem Info-Terminal nur noch der hölzerne Untersatz vorhanden. Doch zumindest der wurde von den Bibliothekaren wieder einer sinnvollen Bestimmung zugeführt: Er dient neben dem Kopierer als Papierablage in Griffhöhe. Ase

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