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Still starrt Koch die Nacht

Dortmunds 4:0 gegen Düsseldorf sagt zwar einiges über die Fortuna, gibt aber kaum Aufschlüsse über die nähere Zukunft der Borussia  ■ Aus Dortmund Christoph Biermann

Allein und unansprechbar saß Georg Koch auf der Tribüne des Stadions Rote Erde und starrte schweigend in die Nacht. Die Kollegen des Torwarts von Fortuna Düsseldorf standen einige Meter entfernt in kleinen Grüppchen um den Mannschaftsbus. Auch sie hatten sich nicht viel zu sagen.

Was hätte das auch sein können? Daß sie in der dritten und vierten Minute des Spiels zwei Torchancen hatten und danach keine mehr? Daß die defensive Aufstellung ihres Trainers völlig in die Hose gegangen war? Daß die Mannschaft wie ein mißglückter Mix aus zu alten und zu jungen Spielern wirkte? Und daß sie für Borussia Dortmund ein Aufbaugegner waren, wie ihn sich der kriselnde Meister nicht besser hätte wünschen können?

Ottmar Hitzfeld wollte angesichts der Schwäche der Fortuna aus dem glatten 4:0-Sieg seiner Mannschaft auch kein Heldenstück machen. „Nicht überbewerten“ solle man das Spiel, meinte der Dortmunder Trainer und konstatierte vorsichtig „eine Leistungssteigerung bei allen Spielern“. Nach dem Pokalaus in Wattenscheid und der Niederlage in Leverkusen hätte seine Mannschaft „eine Trotzreaktion zeigen“ wollen und „beweisen, daß sie keine Gurkentruppe ist“. Aber so richtig schwungvoll und kämpferisch war Hitzfeld nicht. Zu wenig hatte Düsseldorf die Borussia gefordert.

Ob der kurzfristig verpflichtete Österreicher Wolfgang Feiersinger die Abwehr wirklich zusammenhalten kann, blieb bei dessen Liberodebüt angesichts ausbleibender Gegenwehr genauso offen wie die wahre Leistungsstärke des Schotten Paul Lambert als Vertreter von Steffen Freund. Auch darüber hinaus blieben die Erkenntnisse bescheiden. Michael Zorc hatte prima gespielt, Andreas Möller selbiges zumindest in einigen Momenten, da konnte man auch den reichlich orientierungslosen Stefan Reuter mitziehen.

Allenfalls der Treffer von Stephane Chapuisat, sein erster seit dem 23. März, gab Anlaß zur Hoffnung. Doch von alter Klasse ist der Schweizer („ich fühle mich gut“) immer noch weit entfernt. Daß Karlheinz Riedle nach nur zweimaligem Training gleich zweimal traf, dürfte ihn zwar freuen, aus der Gilde der Maladen hat er sich damit aber noch nicht verabschiedet: „Ich habe das Problem, daß mein Fuß nach Belastungen noch immer anschwillt.“

Auch Paulo Souza, der Riedle zum letzten Tor mit einem Paß aus der eigenen Hälfte wunderbar freispielte, ist nur irgendwie gesund. Erst dreieinhalb Stunden vor dem Anpfiff war seine Freigabe in Dortmund angekommen, die Ablösesumme an Juventus Turin wird, laut Manager Meier, aber „erst bei Heilung“ fällig. Es ginge bei der Debatte über die Haltbarkeit der Patellasehne des Portugiesen, aber keinesfalls um „eine Reduzierung der Ablösesumme“. Allein „eine Verteilung des Risikos“ will Meier erreichen. Damit dürfte Souza als erster Rekonvaleszent auf Probe in die Bundesligageschichte eingehen. Die nächsten Kapitel der endlosen Dortmunder Krankengeschichte – auch Heiko Herrlich mußte nochmals passen – sind schon in Vorbereitung.

Zur Abwechslung regte Aleksandar Ristic ein Gespräch über das Wetter an. Das sei nämlich besser als am Sonntag gegen Köln gewesen, befand der Düsseldorfer Trainer und machte die verblüffende Beobachtung, daß seine Mannschaft deshalb auch besser gespielt habe. Auf dem durch Nieselregen leicht rutschigen Platz hätte sie es andererseits aber wieder schwerer gehabt, denn „der Rasen war kurzgeschnitten, das ist gut für die Heimmannschaft“. Allerdings unterschlug Ristic, daß diese Fortuna wohl selbst auf dem langmähnigsten Platz der Welt gegen Dortmund keine Chance gehabt hätte.

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