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Degerlerin aynarsi olan mediadaki kültür?

■ betr.: „Deutsch ist mein ganzes Herz“, taz vom 168. 96

Quotenregelung für deutsche Pop- und Rockmusik? Dies wird der deutschsprachigen Musik eher schaden als nützen. Wenn ein Song gut ist, wird er auch gespielt. (Are you sure? – d. S.) Wenn aber eine Quote erfüllt werden muß, wird zwangsläufig auch Schrott gespielt, was dazu führt, daß man den Kram bald überhaupt nicht mehr hören kann.

Sollte trotzdem die Quote kommen, werde ich mich umgehend für eine Fünfprozentquote für türkische Musik bei deutschen Sendern einsetzen, denn in diesem Land wird nicht nur deutsch gedacht. Und Rüya Cagla höre ich immer noch lieber als Rudolf Kunze. Henry Jensen, Dorsten

... Richtig so, Rudolf: Das „afroamerikanische Negergebrüll hält doch auch die größte Sau nicht aus“, welche mal wieder durch die Medien getrieben wird. Man spricht – nein – singt! (und hört) – wieder deutsch, wenn auch leider nur per Quote ... 40 Prozent? Na ja, „rein arisch“ ist das noch nicht, und ihr werdet noch die Puhdys und Fräulein Menke („Hohe Berge ...“) aktivieren müssen, um wenigstens die zu schaffen.

Mensch, Kunze, daß du per Quote an dein Portemonnaie denkst, ist ja schon schlimm genug, aber dieses auch noch kulturell zu verbrämen, dazu fällt mir nur noch ein aktueller Werbesong ein: „Ja, das sind die Deutschländerwürstchen ...“

Na ja, zum Glück gibt es ja nicht nur Popmusik. Oder sind solcherlei Bestrebungen nun auch in Jazz und Klassik relevant? Heiko Caster, Bremen

[...] Es handelt sich nicht nur um den Aspekt, ob nun soundsoviel Prozent der in unserer Zeit meistproduzierten Musiksparte, der Pop- und Rockmusik in unseren Ländern auf deutsch oder zum Beispiel in den frankophonen auf französisch und so weiter gespielt werden, sondern es handelt sich um den (in erster Linie US-amerikanischen; auch englische Produktionen – man hört es am verwendeten US-Englisch – sind daran orientiert) amerikanischen Kulturimperialismus schlechthin, der sich ursprünglich nicht an den Geschmäckern der Zuhörer anderssprachiger Regionen orientiert hat, sondern – die USA spielten schließlich großartig Führungsmacht – wie Pershing-2-Raketen den verbündeten, aber de facto besetzten Deutschen mehr oder weniger aufgezwungen wurden. Wer von Kindheit an immer darauf getrimmt wird, englischsprachige Musik „cool“ und den überhaupt nicht zukunftsweisenden Amerikanismus zeitgeistbestimmend zu finden und Musik eigener oder fremder Sprachen (was ist denn mit teilweise hervorragender französisch-, italienisch- oder spanischsprachiger etc. Musik?) als uninteressant, solche auf deutsch sogar als „konterrevolutionär“ (übertrieben kulturnationalistisch?) zu empfinden, der tut sich später sicherlich zunächst schwer, sich sofort mit dem Neuen, Ungewohnten anzufreunden. [...] Die US- amerikanische Rolle als Tonangeber und Quelle von neuen Modewellen, an der vor allem dortige Firmen profitieren, ist natürlich vor allem auf die englische Sprache als „Transportmittel“ zurückzuführen, die im Laufe der letzten drei Jahrhunderte fast ausschließlich durch Gewaltanwendung (Kolonien) verbreitet wurde. [...] Ein wichtiger Aspekt ist es meiner Meinung nach auch, nun nicht nur von einer Quote 40 Prozent deutschsprachige und 60 Prozent anderssprachige – und diese dann wieder praktisch zur Gänze englischsprachige – Produktionen zu setzen, sondern deutlich verstärkt anderssprachiger Musik einen entsprechenden Platz einzuräumen, damit wieder Vielfalt herrschen kann. [...] Michael Hernler,

zur Zeit Uni Tokio, Japan

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