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Das PortraitDer US-Neonazi

■ Gary Rex Lauck

Als Gary Rex Lauck vor 21 Jahren im Hamburger Haus des Sports an einem Treffen der Auslands- und Aufbauorganisation der „NSDAP“ (“NSDAP/AO“) teilnahm, da hatte er sicher davon geträumt, eines Tages anders nach Deutschland zurückzukehren, als er es dann schließlich tat: Als Untersuchungsgefangener mit einer Anklage von 38 Delikten. Am Donnerstag wurde aus dem Untersuchungs- ein Strafgefangener.

Gary Rex Lauck legt viel Wert auf sein akkurates Auftreten. Mit gepflegtem Oberlippenbart, dem streng zur Seite gescheitelten Haar und dem dunkelgrauen Anzug ließ er stets regungslos wie eine Wachsfigur seinen eigenen Prozeß über sich ergehen. Doch gegen Ende des Verfahrens gegen den US- amerikanischen Neonazi begann das Wachs dann doch etwas zu schmelzen: Mit hochrotem, schweißbeperltem Gesicht beschimpfte er am Donnerstag den Strafsenat des Hamburgischen Landgerichts, nachdem dieser ihn zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt hatte.

Lauck wurde 1953 geboren. Seine Großeltern waren aus Brandenburg nach Wisconsin emigriert. Bei ihnen wuchs Gary in „preußischer Tradition“ auf. Als er im Alter von elf Jahren nach Lincon/Nebraska umzog, vermeinte er dort eine „deutschfeindliche Gesellschaft“ auszumachen. Schon im Alter von 13 Jahren las er Hitlers „Mein Kampf“.

1972 schloß sich Lauck der neonazistischen Partei „Kampfgruppe Horst Wessel“ an. Im selben Jahr gründete er in Nebraska die „NSDAP/AO“. Ihr Hauptziel ist die Wiederzulassung der NSDAP in Deutschland. So versandte die Partei über zwei Jahrzehnte lang ihr Propagandamaterial in die BRD.

Lauck, der sich selbst als Berufspolitiker bezeichnet, verkörpert seine Partei. Bei seiner Tätigkeit bereiste er immer wieder die BRD. So referierte er 1974 auf einer Veranstaltung des Nazis Thies Christophersen in Hamburg. Zwei Tage später wurde er festgenommen und ausgewiesen. 1976 die nächste Festnahme: Bei einem Besuch in Mainz hatte Lauck über 20.000 Hakenkreuzaufkleber bei sich. Wiederum wurde er ausgewiesen, wiederum reiste er erneut ein. 1979 sagte Lauck in einem Prozeß gegen den deutschen Nazi Michael Kühnen aus – unter Zusicherung freien Geleits. Paula Berrit

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