Albaniens Sozialisten auf Westkurs

■ Exkommunisten votieren für Integration in Nato und EU. Kommunistische Terminologie wird von der Partei geächtet

Tirana (dpa/taz) – Am späten Sonntagabend ist in Tirana der mit Spannung erwartete Reformparteitag der Sozialistischen Partei Albaniens zu Ende gegangen. Der Parteitag war von harten inneren Machtkämpfen überschattet. Durchgesetzt hat sich im Machtkampf der früheren Kommunisten ihr inhaftierter Führer, Fatos Nano, der als Parteivorsitzender wiedergewählt wurde. Die Delegierten billigten auch größere Änderungen in ihrem Programm, mit denen sie einen Schlußstrich unter die kommunistische Vergangenheit ziehen wollen. So wurde kommunistische Terminologie in den Parteidokumenten fallengelassen. Erstmals seit ihrer Gründung im Juni 1991 verurteilte die Sozialistische Partei den früheren Diktator Enver Hodscha. Der Parteikongreß sprach sich für marktwirtschaftliche Reformen und für eine Integration Albaniens in die Nato und die Europäische Union aus.

Die Reformen wurden auf dem Parteitag von einem heftigen Machtkampf an der Parteispitze überschattet. Einer der vier Vizevorsitzenden, Servet Pellumi, trat von seinem Amt zurück. Wie aus Delegiertenkreisen verlautete, hat Nano die Partei fest unter seiner Kontrolle. Nano verbüßt wegen angeblicher Korruption eine zwölfjährige Haftstrafe. Es wird erwartet, daß er im August nächsten Jahres nach einer Reihe von Amnestien und Strafrechtsreformen freigelassen wird. In einer vom Kongreß verabschiedeten Resolution wird Nano als politischer Häftling bezeichnet und seine sofortige Freilassung gefordert.

Staatspräsident Sali Berisha hatte die 614 Delegierten aufgefordert, die Partei aufzulösen und eine neue mit wahren sozialdemokratischen Idealen zu gründen. „Die Sozialistische Partei kann niemals reformiert werden, solange sie von Personen geleitet wird, die während des kommunistischen Regimes in Verbrechen gegen das Volk verwickelt waren“, sagte er in einer veröffentlichten Botschaft an den Parteitag.