: Luftschlösser, Rhomben
■ Erstes Performance-Projekt der Künstlerinnenkolonie „Die Höge“ heute abend in der Städtischen Galerie gezeigt: „Prall und Fall“
„Ich baue Luftschlösser, lass Bewegung in den Raum fallen“, sagt die Tänzerin Brigitte Jagg. „Lebensläufe in Metall geschnitten“, hat die bildende Künstlerin Anke de Vries. „Eine neue Wirklichkeit“ entsteht für die Rauminstallateurin Kalinka Kubiak. „Drei Rhomben fallen in den Raum“, sagt die Videokünstlerin Kerstin Scholz. „Mit dem Mund fängt alles an“, sagt die Dichterin Ginka Steinwachs. Sie alle, Caroline Ilgner, Musik, und Barbara Baum, Performance, haben sich unter der Regie Hanne Seitz' zwei Wochen lang auf dem Künstlerinnenhof „Die Höge“ zusammengefunden und gearbeitet. Heute abend stellen sie das Ergebnis in der Städtischen Galerie im Buntentor vor.
Nachdem die Initiatorinnen der „Höge“, Barbara Reinhart und Barbara Baum, im Frühjahr mit dem Umbau der Räumlichkeiten fertig waren, konnten sie nun ihr erstes künstlerisches Projekt umsetzen und der Öffentlichkeit zeigen. In der Scheune bei Bassum ist die gemeinsame Performance mit dem Thema „Prall und Fall“ entstanden. Die Regisseurin Hanne Seitz: „Interessant ist das weite Assozia-tionsfeld des Begriffes „Fall“: Fall ist ein Bewegungsphänomen, ein Tatsachenphänomen und etwas Besonderes. Und: Im Fall entweicht Energie, der fallende Apfel prallt auf. Neu war für einige Künstlerinnen die Forderung der ständigen Anwesenheit im Raum, nicht unbedingt selbstverständlich für eine Malerin oder Bildhauerin. Aber jeden Morgen eine ganze Stunde gemeinsames Körpertraining hat dafür fit gemacht.
Was aus „Prall und Fall“ wirklich geworden ist, ist vorher nicht genau zu beschreiben, es gehört zum Begriff der viel auf Improvisation basierenden Performance, daß sie ein augenblickliches und unwiederholbares Ereignisfeld ist. Reflektiert werden die beiden Abende auf einem eigenen Symposium. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit vieler Künstlerinnen gehört zum Konzept und Programm der „Höge“. Alle Künstlerinnen erhalten ein Honorar und freie Kost und Verpflegung. Ermöglicht hat das eine Förderung des Landes Niedersachsen und der zu diesem Zweck gegründete Verein, der bereits über zwanzig Mitglieder hat. „Da habe ich wirklich sehr gute Hoffnung, daß das weitergeht“, meint Barbara Reinhart. Reinhart und Baum wollen allerdings auch Einzelförderungen ermöglichen. Dann können die Frauen sich auf der Höge mehrere Monate aufhalten und ihre Musik komponieren, ihre Bilder malen, ihre Romane schreiben oder auch forschen.
Ute Schalz-Laurenze
Heute um 20.30 in der Städtischen Galerie im Buntentor: „Vorfall“
Samstag, 31. August um 20.30 auf dem Künstlerinnenhof „Die Höge“ – Högenhausen 2/Bassum – „Hauptfall“ und am Sonntag, 1.9. um 11 Uhr ebenfalls in der Höge das Symposium „Performanceart“: für diesen Termin bitten die Veranstalterinnen um Anmeldung. Tel 04249/1377.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen