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Irische Landschaft

■ Die Band Rapscallion in Hamburg

Bedrohlich türmen sich Wolken über dem schroffen Land – ein tiefer, anhaltender Mollklang des Ackordeons unter dem Donnergrollen des Schlagzeugs. Dazwischen weht ein Gitarren- und Banjozupfen – das Flattern der Grashalme im Sturm. Gleich scheint der Regen loszuplatzen. Doch urplötzlich erhebt sich ein großer Vogel und fliegt melancholisch davon – eine traurige Violinenweise. Dann bricht der Sturm los, es prasselt. Die englische Band Rapscallion spielte am Freitag abend in Murphy's Irish Pub. Die sieben Musiker verbinden traditionelle irische Musik mit keltischem Folkrock. Sprühend und energiegeladen interpretierten sie irische Folkklassiker, wie „Harvest Home“ und „Swallow Tale Reel“. Vicky Moore präsentierte höchste Geläufigkeit und Perfektion an der Fiddle. Feurig preschten Tanzweisen voran, akzentuiert von ausgefeilten Schlagzeugsoli, mit denen Paul McGregor die bizarren Formen der irischen Landschaften herbeispielte. Die Weite und Ruhe wurde in eigenen Balladen ausgemalt. Der Flötist Joe Hickey brillierte mit der Tinwhistle in der Ballade „The Star Of The County Down“. Tieftraurig und fröhlich zugleich breitete sich die Innigkeit der irischen Weisen aus. Und so plötzlich wie der Weltschmerz erklungen war, peitschte „Captain Puckwash“ voran, die Leute auf die Straße. Doch auch dort wirkte der Sturmwind: Das Publikum tanzte auf dem Kopfsteinpflaster einfach weiter.

Katrin Seibold

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