: „Frappant“ unterm Hammer
EKZ-Altona: Zwangsversteigerung beantragt / Immobilienfonds ist offenbar gescheitert / „Metropolis“ bleibt weiter verwaist ■ Von Heike Haarhoff
Das „Frappant-Center“ im Altonaer Einkaufszentrum (EKZ) soll unter den Hammer. Die Zwangsversteigerung des 70er Jahre-Betonklotzes in der Großen Bergstraße „hat der Gläubiger bereits vor einigen Wochen bei uns beantragt“, bestätigte das Amtsgericht Altona am Freitag. Die Hauptgläubigerbank, die Süddeutsche Bodencreditbank AG Hypothekenbüro, begründet ihren Entschluß mit „Schwierigkeiten mit dem Eigentümer“, so die diskrete Auskunft des Hamburger Geschäftsstellenleiters Evert.
Im November 1995 hatte der schwedische Eigentümer Lars Strömberg optimistisch angekündigt, das Einkaufszentrum solle für rund 130 Millionen Mark in den Besitz eines geschlossenen Immobilienfonds übergehen. Doch damals wie heute werden Kapital-Anleger verzweifelt gesucht. Statt dessen Konkurse, Pleiten und Leerstände auf allen Etagen: Selbst die Karstadt AG als Hauptmieterin soll bereits Auszugsabsichten geäußert haben, sobald ihr Mietvertrag Anfang des nächsten Jahrtausends ausläuft.
Alle Versuche scheiterten, das ehemalige Frappant-Center, Hauptsorgenkind des EKZ, wiederzubeleben: zuletzt mit dem Anfang des Jahres eröffneten „Kultur, Tanz- und Erlebnispark“ Metropolis. Die 10.000 Quadratmeter des mehrstöckigen Konsumtempels mit Kneipen, Discos und Restaurants sind wochentags verwaist. Von Öffnungszeiten „rund um die Uhr“, mit denen Metropolis-Geschäftsführerin Christiane Fritz Gäste „von Flensburg bis Bremen“ nach Altona zu locken hoffte, ist längst keine Rede mehr. Statt der angekündigten 40 festen und 100 freien Mitarbeiter wurden lediglich jeweils nur halb so viele beschäftigt.
Für dieses Verlustgeschäft will die Süddeutsche Bodencreditbank nun nicht länger bürgen. „Mit den Mietern“ habe das aber „nichts zu tun, sondern nur mit dem Eigentümer“, beteuert die Gläubigerin. „Frühestens in einem Jahr“ könne sie das lästige Objekt los sein, schätzt das Amtsgericht. Bis dahin soll per Gutachten der Verkehrswert des Gebäudes ermittelt werden. Sobald das Prüfungsergebnis vorliege, könne es in der Geschäftsstelle des Gerichts eingesehen werden.
Bislang gebe es aber immer noch „keine konkreten Interessenten“, die sich um die riesigen Büro- und Geschäftsflächen schlagen würden. Zudem steigern die Gerüchte um die asbestverseuchten Wände des Gebäudes doch nicht gerade die Attraktivität.
Derweil herrscht unter Altonas Politikern, Geschäftsleuten und Verwaltungsmitarbeitern einmütige Rat- und Ideenlosigkeit darüber, was mit der verbauten, weil verschachtelten 70er-Jahre-Architektur überhaupt noch anzufangen sei. Ihm „persönlich“, gestand Rechtsdezernent Klaus Leven kürzlich, stelle sich „das Ding“ mittlerweile als „tote Hose“ dar.
Einen neuen, in diesen Zeiten gar als krisensicher geltenden Mieter jedoch wird es geben: Im Oktober will das Arbeitsamt Altona seine Vermittlungs- und Leistungsabteilung im EKZ zusammenlegen.
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