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Industrie zuversichtlich

■ Jeder Jugendliche, der will, soll bis Ende des Jahres eine Lehrstelle haben

Berlin (taz/dpa) – Mit Beginn des neuen Ausbildungsjahres am 1. September suchten bei den Arbeitsämtern bundesweit noch 117.000 Jugendliche eine Lehrstelle. Dem stand ein Angebot von knapp 70.000 unbesetzten Plätzen gegenüber. Die Bundesregierung und der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) sind dennoch zuversichtlich, daß in den nächsten Wochen bis zum Jahresende jeder Jugendliche einen Ausbildungsplatz erhalten kann, hieß es gestern nach einem Gespräch von Bundeskanzler Helmut Kohl mit den 170 Präsidenten der Industrie- und Handelskammern in Bonn.

Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, sagte, wenn die Wirtschaft bis Ende des Monats 20.000 Lehrstellen schaffe, sei rechnerisch ein Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage möglich. Von dem Lehrstellenhilfsprogramm für den Osten sind 14.000 Plätze unbesetzt, 10.000 Stellen könnten durch ein Benachteiligtenprogramm geschaffen werden.

Der Kanzler versicherte der Wirtschaft erneut, daß die Bundesregierung keine Ausbildungsabgabe plane. Ein solches Instrument schaffe keine neuen Lehrstellen.

Gegen die Zuversicht der Industrie sprechen die Fakten: Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit reduzierten die Arbeitgeber im Westen ihr Angebot um 31.000 Ausbildungsplätze. Woher die versprochenen Ausbildungsplätze kommen sollen, ließ DIHT- Präsident Stihl gestern offen. Er setzt auf unternehmerische Entschlußfreude: „Die Unternehmen entscheiden täglich über zusätzliche Lehrstellen.“ Außerdem fordert er von der Bundesregierung, „Ausbildungshemmnisse“ aus dem Weg zu schaffen. Die Berufsschulzeiten sollen verkürzt und Ausbildungsvergütungen abgesenkt werden. roga

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