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Voicebox erledigt

■ Chats gibt's auf der Partyline, aber nichts zum Thema Umwelt. Erfolg hatte nur die Nachtigall mit ihrem Gesang

Interaktive Medien sind auf dem Vormarsch – nur leider nicht im Bereich Umwelt. Bis vor kurzem konnten die aktuellen Umweltnachrichten der Süddeutschen Zeitung täglich per Telefon abgefragt werden. Ein Computer gab dem Anrufer durch Tastendruck mehrere Möglichkeiten, sich für 1,20 Mark pro Minute zu informieren. Mit großem Aufwand seien die Infotexte – von „BSE-Seuche“, über „Medikamente“ bis hin zu Pollenflugwarnungen – von der Wissenschaftsredaktion zusammengestellt und dann auf Band gesprochen worden. Im Juli habe man den Service allerdings einstellen müssen, da er wirtschaftlich unrentabel sei, so ein Mitarbeiter der SZ.

Auch das Umweltbundesamt in Berlin gab den Betrieb seiner Voicebox zur Bestellung von Infobroschüren wieder auf.Die Begründung des Pressesprechers Ralf Domrös: „Das System wurde nur probeweise eingeführt und, da es von den Bürgern nicht angenommen wurde, wieder abgeschafft.“

Einzig die Organisation Greenpeace vermeldet einen Teilerfolg ihrer Voicebox für Umweltnachrichten. Zum Ortstarif konnte man dort in den besten Zeiten beispielsweise Informationen über die von Shell geplante Versenkung der Ölbohrinsel „Brent Spar“ bekommen. Bei intensiver Werbung, wie auf den Plakaten zu dem Kinohit Free Willy geschehen, hatten sie an die 400 Anrufe pro Tag. „Normalerweise kommen wir auf täglich 10 bis 20 Anrufe“, so Gerhard Wallmeyer, Leiter der Fundraising- Sektion von Greenpeace in Hamburg. Als Grund für den ansonsten eher mäßigen Erfolg der Greenpeace-Nummer nennt er die enormen Kosten der bundesweiten Werbung, die sich der Umweltverband nicht habe leisten können.

Auf die Probe gestellt hält allerdings die Voicebox von Greenpeace derzeit nicht, was sie verspricht. Die Informationen sind veraltet und ebensogut der Tagespresse zu entnehmen. Dennoch sieht Gerhard Wallmeyer noch Verwendungsmöglichkeiten für die Voicebox. „In Spitzenzeiten können bis zu 30 Leitungen bedient werden, und das entlastet unsere Telefonzentrale enorm. Für die Bestellung von Infomaterial oder Unterschriftenlisten ist der Service ideal.“

Den bislang größten, wenn auch zeitlich begrenzten Erfolg mit einer Voicebox hatte der Naturschutzbund Deutschland mit der „Bedrohten Vogelart des Jahres 1995“. Der Gesang der Nachtigall konnte vom Anrufer ohne zusätzliche Gebühren telefonisch abgehört werden. „Die Aktion verlief phantastisch. Wenige haben die Nachtigall je gesehen, und noch weniger sie je gehört“, schwärmt Michael Schroeren, Pressesprecher beim Naturschutzbund.

Er folgert daraus, daß nur brisante Themen – wie zum Beispiel in diesem Fall die Bedrohung einer Tierart – eine solche Voicebox rentabel machen. Als stetig abrufbares, interaktives Medium für Umweltinformationen mache es keinen Sinn. Dieser Ansicht schließt sich auch Gerhard Wallmeyer an. Er sieht Umweltinformationen inzwischen besser über das Internet vermittelt. Eva Blank

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