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Ehemalige Kriegsfeinde tauschen Diplomaten aus

■ Kroatien und Jugoslawien auf dem besten Wege zu nachbarlichen Beziehungen

Zagreb (AFP/taz) – Nach mehr als fünf Jahren Feindschaft und Krieg haben Kroatien und die Bundesrepublik Jugoslawien gestern vollständige diplomatische Beziehungen offiziell aufgenommen. Nach einer Erklärung des kroatischen Außenministeriums erhielten die gegenseitigen Vertretungen in Zagreb und Belgrad den Status von Botschaften. Vertreter beider Staaten unterzeichneten in den beiden Hauptstädten entsprechende Noten. Bislang hatten die offiziellen Vertretungen nur den Rang von Verbindungsbüros. Die Nachbarländer hatten sich am 23. August gegenseitig anerkannt und die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen angekündigt.

Kroatien und die aus Serbien und Montenegro bestehende Bundesrepublik Jugoslawien hatten sich bei den Friedensgesprächen von Dayton darauf geeinigt, ihre Beziehungen zu normalisieren. Die USA hatten diese Annäherung als Schritt zur Stabilisierung der ganzen Region begrüßt. In Zagreb unterzeichneten der kroatische Vize-Außenminister Ivan Simonović und der Leiter der jugoslawischen Vertretung, Veljko Knezević, ein Dokument, das die Vertretungen in Botschaften umwandelt. Entsprechend verfuhren in Belgrad der jugoslawischen Vize-Außenminister Radoslav Bulajić und der Leiter der kroatischen Vertretung, Zvonimir Marković.

Kroatien war seit seiner Unabhängigkeitserklärung am 25. Juni 1991 nicht von Belgrad anerkannt worden. Die jugoslawische Armee startete im Oktober 1991 eine Offensive im Osten Kroatiens und in der Region Dubrovnik an der Adriaküste. Sie nahm Vukovar ein und beschoß Osijek und Dubrovnik. Die UNO entsandte im Februar 1992 14.000 Blauhelmsoldaten und beendete damit den Krieg in Ostslawonien. Im Dezember 1991 verkündeten kroatische Serben einseitig die „Serbenrepublik Krajina“, die Kroatien dann im Sommer 1995 in der Operation „Sturm“ wieder zurückeroberte. Ostslawonien wird gegenwärtig noch von der UNO verwaltet und spätestens in einem Jahr wieder unter kroatischer Kontrolle stehen. Deutschland erkannte Kroatien noch vor der Europäischen Union an und genoß deshalb besondere Ansehen in Kroatien, wurde dafür jedoch auch kritisiert.

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