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Verständige Sensationen

■ Jazz, James Dean und schöne Rinder: Das Altonaer Museum zeigt Bilder des amerikanischen Photoessayisten Dennis Stock aus den Jahren 1951-71

Der New Yorker Fotograf Dennis Stock ist ein Kritiker seines Landes, der deswegen nicht die Schmerzensseiten dieser Nation dokumentiert. In beinahe christlicher Anmut sucht er vielmehr nach Hoffnungszeichen, denen er mehr kontemplative Betrachtungen als reißerische Deckfarbengemälde widmet. So fanden die Hippie-Kommunen Ende der Sechziger ebenso seine rührende Anteilnahme wie die amerikanische Jazzszene der späten Fünfziger, Komisches und Skurriles von Campingplätzen und provinziellen Volksfesten machte er zum Thema von monatelangen Fotorecherchen und auch seine Fotos von Hollywoodstars für die berühmte Fotoagentur Magnum zeigen jene seltenen beiläufigen Momente, in denen die Schauspieler ihre Rolle im Leben kurz vergessen zu haben scheinen.

Berühmt in den USA wurde Stock 1951 durch eine prämierte Fotoreportage über in New York ankommende europäische Flüchtlinge, in der Welt durch seine James Dean-Fotos. Eine persönliche Freundschaft mit Dean sowie die zurückhaltende Intervention des Fotografen, der sich über die „störende“ bis verängstigende Wirkung dieser Profession immer bewußt war, erlaubten private und inszenierte Bilder des „rebel without a cause“, die ihresgleichen suchen. Dementsprechend sind beinahe alle heute präsenten James-Dean-Bilder von Dennis Stock.

Betrachtet man nur den Ausschnitt aus dem Werk des heute 68jährigen, den das Altonaer Museum jetzt zeigt – die Ausstellung beschränkt sich auf die Jahre 1951-71 und es fehlen seine Arbeiten aus Europa, Afrika und Asien ebenso wie seine berühmten Naturimpressionen und seine Versuche mit Video –, so vermitteln all diese Bilder eine Gelassenheit, die nur ein sehr „freundschaftlicher Voyeurismus“ des Fotografen entstehen lassen kann. Ob er Louis Armstrong in Unterhose in seinem Hotelzimmer oder eine Frau beim Kämmen ihrer Kühe für einen Rinder-Schönheitswettbewerb festhält, Stocks Suche nach dem von Masken unverstellten Menschen suggeriert immer das Einverständnis zwischen Objekt und Aufnehmer. Seine Sensationen entstehen nicht durch das Schamlose, sondern mit der neugierigen Anteilnahme des Verständigen.

Deswegen denunziert er weder den stolzen weißen Wohnwagenbesitzer noch den jungen Paul Anka in einer grotesken Dampfbad-Box beim Fernsehen, beides Motive, die der Blutdurst nach verlorener Intimität heutiger Medien wahrscheinlich zu einem Bad der Häme hätte werden lassen. Dem entspricht auch Stocks Konsequenz, mit der er seine Porträtfotografie als Schwarz/Weiß-Genre behandelt. Präzision, Nähe und die Konzentration auf das Körperliche des Ausdrucks sowie den beredtsten Moment zeichnen seine Arbeit aus und machen ihn zu einem würdigen Nachfolger von Henri Cartier-Bresson.

Till Briegleb Altonaer Museum, bis 27. Oktober

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