Wirtschaft muß noch lange kämpfen

■ Das DIW diagnostiziert: Arbeitslosigkeit wird in den nächsten 15 Jahren kaum abnehmen. Regierungsumzug wird zur Verbesserung der Wirtschaftslage beitragen

Die Wirtschaft wird nach Meinung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zwar bald wieder Anschluß an die gesamtdeutsche Konjunktur gewinnen. Doch die Stadt dürfte über das Jahr 2000 hinaus mit erheblichen Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen haben und erst in zehn bis fünfzehn Jahren zusätzliches Wachstumspotential nutzen können. Das geht aus dem jüngsten Wochenbericht des DIW hervor.

Die Arbeitslosigkeit werde trotz eines jährlich erwarteten Wirtschaftswachstums von 1,7 Prozent bis zum Jahr 2010 kaum abnehmen. Die Wirtschaftspolitik müsse daher die schwierige Aufgabe lösen, „bei knappen Mitteln zukunftsträchtige Akzente zu setzen“, schreibt das DIW. Der Strukturwandel in der Wirtschaft sei noch nicht abgeschlossen. Der Niedergang der Industrieproduktion werde sich fortsetzen. Noch sei nicht zu erkennen, auf welchem Niveau der Prozeß zum Stillstand kommen werde. Günstigstenfalls seien noch etwa 160.000 Industriearbeitsplätze in zehn Jahren zu erwarten gegenüber rund 200.000 im Jahr 1995. Das verarbeitende Gewerbe werde langfristig ein Zehntel der Arbeitskräfte stellen. Im Dienstleistungsgewerbe werde dagegen ein Drittel beschäftigt sein. Zu den expansiven Bereichen wird der private Dienstleistungssektor gehören, insbesondere Hotel und Gaststätten. Die Medienwirtschaft dürfte ihre Position ebenfalls ausbauen. Auch produktionsnahe Dienstleistungen haben gute Wachstumschancen. An dem schwachen Besatz mit Firmenzentralen wird sich aber nichts ändern.

Die Bauwirtschaft gehöre ebenfalls zu den Branchen mit günstigen Perspektiven. Ein weiterer kräftiger Anstieg der bereits sehr regen Bauproduktion sei angesichts fertiggestellter Vorhaben jedoch nicht zu erwarten. Die öffentliche Hand werde angesichts knapper Kassen nicht viel zur Stabilisierung beitragen können. Auch müsse dort ein Beschäftigungsüberhang abgebaut werden. Der Einzelhandel werde angesichts des Speckgürtels im Umland weiter zu kämpfen haben.

Unter diesen Bedingungen könnte die Wirtschaftskraft nach Meinung des DIW etwas stärker als in der Volkswirtschaft insgesamt zunehmen. Für den Zeitraum bis zum Jahre 2000 seien Wachstumsraten von durchschnittlich 1,5 Prozent zu erwarten. In den fünf folgenden Jahren werde sich das Wachstum mit 2 Prozent beschleunigen. Zu einer deutlichen Verbesserung der Wirtschaftslage werde der Regierungsumzug beitragen. dpa