■ Soundcheck: David Murray & Octofunk
Gehört: David Murray & Octofunk. Mit „High Priest“, der spartanischen Paradenummer des ersten Shakill-Albums, legte Murrays neue Viererbande los. Und der Verdacht, wie ihr Name denn am besten auszulegen sei, schien sich aufs schönste zu bestätigen: Octofunk ist, wenn sich ein jeder vom Quartett gleich für zwei ins Geschirr hängt. Aber schon beim zweiten Stück, Don Pullens edelsüßer Ballade „Milano Strut“, schien nurmehr der Leader so richtig bei der Sache zu sein, während seine Kumpane es mit einer Attitüde zur Strecke brachten, die vom überschaubaren Publikum her rührte.
Der Wechselbad-Charakter sollte die einzige Konstante dieser merkwürdigen Party bleiben: eher halbherzige Funk-Riffs, ein wunderbares Baßklarinetten-Intro von Murray in gepfefferter Ausführlichkeit, das unverzichtbare Müsterchen Latino-Fröhlichkeit, ein noch unvermeidlicheres Schlagzeugsolo, nette kleine Rap-Attacken, eine famose Rückkoppelungsorgie von Stan „The Man“ Franks Gitarre, ein trunkener Reggae – und über diesem Tohuwabohu David Murrays Saxophon als einziger, aber unvergleichlicher Garant für Temperaturen im roten Bereich.
Andreas Schäfler
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