Lehrer „verdichtet“

■ Senat beschließt Erhöhung der Pflichtstundenzahl / Protest angekündigt

Die bereits im vorigen Juni angedrohte Erhöhung der Pflichtstunden für Hamburgs LehrerInnen ist jetzt beschlossene Sache. Gestern teilte der Senat mit, daß Pauker ab dem neuen Schuljahr eine Stunde mehr pro Woche unterrichten müssen, um die steigenden SchülerInnenzahl zu bewältigen. Das entspricht einem gewonnenen Stundenvolumen von 540 LehrerInnenstellen.

„Das ist eine Arbeitsverdichtung“, gab der stellvertretende Senatssprecher Cord Schellenberg zum besten – es handele sich um „die gleiche Arbeit, aber intensiver“. Schellenberg rechtfertigte die mangelnde Abstimmung mit den Lehrerverbänden damit, daß die Senatsentscheidung nicht „mitbestimmungspflichtig“ sei.

„Das ist obrigkeitsstaatlich, ungerecht und sachlich nicht berechtigt, wie hier mit den Lehrern umgegangen wird“, wettert indes Hans-Peter de Lorent, Vorsitzender der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW). „Für uns gilt grundsätzlich, daß steigende Schülerzahlen zusätzliche Lehrer erfordern“, sagt der GEWler. „Es handelt sich nicht um eine Stunde Mehrarbeit, sondern da fällt auch Vor- und Nachbereitungszeit an.“ Die GEW befürchtet außerdem, daß der Senat sich auf diese Weise um Neueinstellungen herumdrücken will und damit die Lehrerkollegien immer älter werden.

Das allerdings dementiert die Schulbehörde. Die Schülerzahl wird laut Behördensprecher Ulrich Vieluf ab 1997 derart steigen, daß die jetzt geschaffenen Mehrstunden nur einen Teil des Lehrerbedarfs decken. Die überflüssigen Stunden an Gymnasien und Berufsschulen sollen zunächst einmal so umgeschichtet werden, daß die Defizitbereiche an Grund- und Gesamtschulen davon profitieren. Man müsse, so Vieluf, dem Problem „mehr Schüler“ mit „mehr Unterrichtsstunden“, und nicht mit mehr LehrerInnen begegnen. Die GEW kündigte gestern für den 26. April vor dem Rathaus Protestaktionen an. sim