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Rücksicht auf die putzigen Frauenhirnchen Von Ralf Sotscheck

Nach den Neuerscheinungen auf dem Zeitschriftenmarkt zu urteilen, hält so mancher Verleger die BritInnen für Klotzköpfe. Vorige Woche sind zwei neue Heftchen erschienen – eins für Männer und eins für Frauen. Eat Soup ist ein Magazin über „Essen, Trinken, Reisen“ für wiedergeborene Halbstarke. Auf den ersten Blick scheint das so, als versuche eine Heavy-Metal-Postille, ihren Lesern die Rosenzucht nahezubringen. Auf den zweiten Blick ist alles noch viel schlimmer.

In den sechziger Jahren gab es ein paar Zeitschriften, die mit einer Mischung aus Pin-ups und Pasta- Rezepten recht erfolgreich waren. Bei Eat Soup kommen pubertäre Phantasie und Gossenjargon hinzu. Die Reportage über James Bond in Frankreich enthält die interessante Information: „Ich fand, daß die Franzosen allesamt Arschlöcher sind und fuhr fortan auf der linken Straßenseite.“

Ein Artikel über steigende Verkaufszahlen von Champagner ist mit dem Foto einer Blondine dekoriert, die zwei Champagnergläser auf ihren Brüsten balanciert – oder auf ihren Titten, um in der Sprache der Zeitschrift zu bleiben. Ein paar Seiten weiter ist eine Geschichte über Kannibalismus mit einer nackten Frau garniert, deren Körper wie ein Schlachtrind zerlegt ist. Das ist brüllend komisch, wenn man – wie der Schreiber – von eher schlichtem Gemüt ist.

Leider ist die neue Frauenzeitschrift Minx keinen Deut besser. Das Blatt wende sich an Frauen, die „noch am Leben sind“ und nicht gleich in Ohnmacht fallen, wenn sie das Wörtchen „Fuck“ lesen, heißt es. Wenn man umblättert, findet man dann doch die altbewährte Mischung aus Horoskopen, Mode, Schicksalsgedöns, Schminktips und dussligen Interviews mit dussligen Menschen. Und natürlich Sex: Die „Stellung des Monats“, ein Artikel über weibliche Ejakulation, über den Spaß an obszöner Sprache... Schnarch!

Bei der Illustrierten Here!, die von Gruner & Jahr im Juni auf den britischen Markt gebracht wurde, verzichtet man konsequenterweise ganz auf Inhalte. Die Zielgruppe sind Frauen zwischen zwanzig und vierzig. Dem Blatt geht es darum, Prominente möglichst unvorteilhaft abzubilden: eine fette Shirley MacLaine, ein verschrumpelter Jack Nicholson; Prinzessin Diana auf der vergeblichen Flucht vor Paparazzis; und Oasis-Star Noel Gallagher voll wie eine Natter. Da man – abgesehen vom betrunkenen Gallagher – solche Aufnahmen nur mit ellenlangem Teleobjektiv machen kann, sind die Fotos meist unscharf und grobkörnig. „Jetzt geht es den Prominenten an den Kragen“, freut sich die Dame von der Fotoagentur, die sich auf Pirschjägerfotos spezialisiert hat. Seit Here! auf dem heißumkämpften britischen Zeitschriftenmarkt ist, sind die Preise für solche Schnappschüsse in die Höhe geschnellt. Richard Barber, Chefredakteur des Konkurrenzblattes OK!, gibt Here! aber keine Chance. „Es ist weder Fisch noch Fleisch“, sagt er. „Ich glaube, Frauen lesen lieber gute Nachrichten in einer Zeitschrift – zum Beispiel eine schöne Geschichte über Pamela Anderson und ihr neues Baby.“ Er hat recht. Man muß Rücksicht auf die putzigen Frauenhirnchen nehmen. Barber sollte sein Insider-Wissen Eat Soup zur Verfügung stellen und dort über Blondinen schreiben.

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