piwik no script img

Verstrickt in Husseins Atomprojekt

■ Atombomben-Spion beschuldigt führende deutsche Techniker, Iraks Atomprojekt vorangetrieben zu haben

Hamburg (dpa) – Der als Atom- Spion weltweit gesuchte deutsche Techniker Karl-Heinz Schaab beschuldigt mehrere frühere Mitarbeiter der MAN-Technologie, das irakische Atombombenprojekt vorangetrieben zu haben. Mindestens vier weitere deutsche Experten seien in die Pläne des Diktators Saddam Hussein zum Bau einer Urananreichungsanlage im Irak verstrickt, sagte Schaab dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Vertrauliche Unterlagen seien bei seinem früheren Arbeitgeber MAN unzureichend gesichert worden. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Focus hält Schaab sich in Brasilien auf.

Schaab, der seit September 1995 mit internationalem Haftbefehl wegen Landesverrats gesucht wird, wies im Spiegel den Verdacht zurück, er sei ein führender Kopf in den Rüstungsgeschäften. Er sei nur „Mitläufer“. Er war von den Irakern als Schlüsselfigur bezeichnet worden. Schaabs Name war in Unterlagen aufgetaucht, die Saddam Hussein als Reaktion auf die Flucht seines Schwiegersohns der UN-Atomenergiebehörde in Wien (IAEO) zur Verfügung gestellt hatte. Nach Erkenntnissen der Ermittler soll er Konstruktionspläne für Urananreicherungsanlagen zum Bau von Atombomben beschafft und diese im Irak montiert haben.

Der Techniker, der bis 1993 eine Firma für Hochleistungswerkstoffe in Kaufbeuren besaß, war im April 1993 wegen seiner Irak-Geschäfte zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Wegen der neuen Vorwürfe war das Urteil diesen Juli aufgehoben worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach Spiegel-Informationen gegen 16 Manager und Mitarbeiter deutscher Firmen wegen angeblicher Verstrickung in Saddam Husseins Rüstungsprogramm. Die Frankfurter Sonderkommission Nuklear habe in einem Bericht vermutete Verstöße gegen das Außenwirtschaftsgesetz aufgeführt. Zu den betroffenen Firmen gehörten die Frankfurter Degussa AG und die Hanauer Leybold AG.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen