: Vorübergehend schöner wohnen
Bosnische Flüchtlinge müssen Unterkunft in Moorburg räumen / Angeblich kein Vorgriff auf die „Rückführung“ ab 1. Oktober ■ Von Elke Spanner
Es ist zu laut, um sich in normaler Lautstärke zu unterhalten. Eingekeilt zwischen der Autobahn und einer Schnellstrasse liegt das Containerdorf in Moorburg wie eine Verkehrsinsel. 160 bosnische Bürgerkriegsflüchtlinge leben hier – noch. Seit Montag müssen sie umziehen, in Pavillondörfer in Poppenbüttel und in ein Containerdorf in Harburg.
Für die Menschen verbessert sich der Wohnkomfort. Dennoch wollen viele in Moorburg bleiben, würden lieber den Autolärm in Kauf nehmen als die Eingewöhnung in eine neue Umgebung, die Umschulung ihrer Kinder. Für die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) ist die Schließung der Unterkunft jedoch längst beschlossene Sache.
Seit zwei Jahren lebt Zdenka C. mit ihren drei Kindern in einem der Container in der Waltershofer Strasse. Ob sie nach Poppenbüttel wechseln möchte? „Wir wollen jetzt umziehen“, antwortet sie, um dann zu ergänzen: „Weil wir müssen“. Ihr neues Zuhause hat sie besichtigt, daß dessen Standard höher ist, hat ihren Widerwillen gegen den Umzug gebrochen. Der war vorher groß: Die jüngste Tochter Gabriela geht zur Schule, endlich auch in eine Regelklasse, nachdem sie zuvor nur mit anderen bosnischen Kindern zusammen unterrichtet wurde und kaum Deutsch gelernt hat. Rund 15 Jungen aus dem Containerdorf trainieren regelmäßig beim TSV Moorburg Fußball. Der Stadtteil Moorburg ist zum neuen Zuhause geworden.
Der Hinweis auf mehr Komfort macht es der BAGS einfach, für die Umlegungen zu argumentieren. Die Pavillondörfer in Poppenbüttel liegen ruhiger, der Wohnraum ist größer, die sanitären Anlagen moderner. Auch im Containerdorf in Harburg haben die BewohnerInnen mehr Platz zur Verfügung. Doch Ulrich Zuper, Leiter der Migrationsabteilung der Arbeiterwohlfahrt, hält das für puren Zufall: Ausschlaggebend für die Umzüge seien allein Kostengründe, und die, daran hat er keinen Zweifel, würden auch für Unterkünfte mit schlechteren Wohnstandard gelten.
Petra Bäuerle, Sprecherin der BAGS, räumt ein, daß die Behörde nicht lediglich „die Kritik des Flüchtlingsrates an der Unterkunft in Moorburg ernst nehmen“ will, was sie zunächst als Grund für die Umlegungen angeführt hatte: „Das Containerdorf in der Waltershofer Straße ist eines der teuersten in Hamburg“ sagt sie. „In anderen Unterkünften sind Plätze frei, so daß es billiger ist, die Menschen dorthin zu verlegen“. Der Verdacht liegt nahe, daß die Integration der BosnierInnen in Moorburg als unerheblich erachtet wird, da die Innenbehörde ohnehin die „Rückführung“ ins Herkunftsland ab Oktober anpeilt. BAGS-Sprecherin Bäuerle weist das zurück: „Familien werden erst in der zweiten Stufe ab nächstem Frühjahr zurückgeführt“, versichert sie.
Und die Innenbehörde war über den nicht ganz freiwilligen Umzug gestern nicht einmal informiert.
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