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Umweltpreis vergeben

■ Designmöbel Wilkhahn und Polens Exumweltminister Nowicki geehrt

Berlin (taz) – Schön oder clever mußte sein, wer 1996 eine Chance auf den höchstdotierten Umweltpreis der Welt haben wollte. Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer verlieh gestern den Deutschen Umweltpreis 1996 an den polnischen Ökologen Maciej Nowicki und den Möbelhersteller Wilkhahn aus dem niedersächsischen Bad Münder. Beide teilen sich den Preis von einer Million Mark zur Hälfte. Tietmeyer ist seit Jahren Präsident der Deutschen Umweltstiftung.

Die Firma Wilkhahn bekam den Preis für ihr schon mehrfach preisgekröntes Umweltcontrollingsystem. Der Möbelhersteller erstellt seit Jahren Ökobilanzen für seine Design- und Büromöbel. Mit den umweltschonend hergestellten Möbeln hat Wilkhahn seit Jahren international Designerpreise abgeräumt. Der Konzern hat durch ökologische Gestaltung und neue Technik aber auch den Giftmüllanfall minimiert und so bares Geld gespart. Der 1907 als Stuhlfabrik gegründete Betrieb setzte mit 600 MitarbeiterInnen 1995 rund 132 Millionen Mark um.

Maciej Nowicki ist in der deutschen Umweltszene kein Unbekannter. Der polnische Umweltminister der Jahre 1990 und 1991 hat zusammen mit dem damaligen deutschen Umweltminister Klaus Töpfer Polen zum Sprecher der mittel- und osteuropäischen Länder im Umweltschutz gemacht. Nowicki schob die Schaffung von Naturschutzgebieten im unteren Odertal und in Masuren an. In der taz outete Nowicki 1991 schwedische Versuche, in Polen ein Atomkraftwerk zu bauen.

Besondere Verdienste erwarb sich der 54jährige promovierte Ingenieur Nowicki um die Luftreinhaltung in den alten Industriegebieten Polens. Als Minister etablierte Nowicki den sogenannten Umweltschutzfonds, eine Abgabe für Umweltverschmutzer, die dem polnischen Staat jährlich 700 Millionen Mark einbringt, immerhin die Hälfte des Umweltetats.

Auch sonst war Nowicki kreativ, wenn's ums Geld geht. 1992 schaffte es der Minister, einige von Polens Schuldnerländern dazu zu bringen, dem Land zehn Prozent seiner Auslandsschulden zu erlassen. Gegenleistung: Das Land mußte den Gegenwert des Schuldenerlasses in nationaler Währung in einen „Ecofund“ genannten Umweltschutzfonds anlegen. Die USA, die Schweiz und Frankreich machten damals mit, doch Nowickis Lieblingspartner Deutschland kniff. Seit 1992 leitet Nowicki den Ecofund als Geschäftsführer. ten

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