Zur Einkehr Im Vollwertgarten

Bei Horten im Keller wurde seinerzeit Gastronomie akkumuliert, daß es kracht. Hier kann man italienisch essen und griechisch, wahrscheinlich sogar mesopotamisch und kyrillisch. Doch wohin es einen nie verschlägt, ist die Ecke bei Eduscho. Da vegetiert der vegetarische Imbiß „Vollwertgarten“ vor sich hin.

Vorweg: das Essen im Vollwertgarten ist erfreulicher als der Name der Einrichtung. Essen im Vollwertgarten geht so: „Ich hätte gern einen Salat.“ – „Rohkost oder Spezial?“ – „Was ist Spezial?“ – „Marinierte Salate, sauer eingelegt. Die meisten Menschen sind ja heute übersäuert.“ Gleich weiß man, was der Chef einem nahelegt. Wer dennoch Saures bestellt, erntet hochgezogene Augenbrauen. „Und dann noch was zu trinken. Mineralwasser.“ – „Mineralwasser? Oder unser aktivkohlegefiltertes Leitungswasser. In Mineralwasser ist auch Säure.“ Wer jetzt auch noch auf Vilsa besteht, hat quasi verloren, was den bewußtseinsmäßigen Eindruck angeht.

Essen im Vollwertgarten ist anders. Der Wirt, ausgestattet mit der für Vegetarierer typischen ungesunden Gesichtsfarbe, hat nichts von der branchenüblichen Geschmeidigkeit. Er nimmt Bestellungen mit einer Spur Widerwillen entgegen; straft unangemessene Bestellungen mit deutlichen Anzeichen der Mißbilligung ab; und bei der erstbesten Gelegenheit erhebt er seine Stimme und predigt. Ja, predigt. Vom guten Essen, von Gentomaten, von Abfalltrennung und Diabetikern. Von ausgesuchtesten fernöstlichen Gemüsepflanzen und von Buddha. Nämlicher hängt dick und golden über der Theke.

Ich bestehe – letztlich immer mit Erfolg – auf Salat Spezial mit einem Glas Vilsa (still, versteht sich!). Eingelegte Waldpilze, marinierter Paprika, Mais und rote Bohnen, kleine Stückchen Irgendwas (sicherlich ein Sojaderivat), geröstete und gewürzte Maisflöckchen, alles lieb zusammengelegt und einfach lecker. Die kleine Portion gibt es für 8,90 Mark, die große für 12,50.

Gern erzählt der Wirt von seinem Traum. Einer richtigen großen Gaststätte, ausgestattet mit Computern, in denen die Gäste alles über die Komponenten ihrer Gerichte erfahren können, wo sie Rezepte abrufen und Transportwege bis zum Erzeuger zurückverfolgen können. Es wird ein Raum sein, wo niemand allein sitzt. Wo der Wirt ständig mit jedem spricht, während die Gäste ihm bei der Zubereitung zuschauen und essen. Man wir diesen Ort gesünder verlassen als zuvor – und irgendwie besser.

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