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Mit niedlicher Sturzgefahr

■ Die Shu-Shu-Show, das einzig Wahre im Offenen Kanal

Seit gut drei Jahren versammeln sich im Offenen Kanal, Abteilung Fernsehen, cholerische Looser, ewig mitteilungsfreudige Citoyens, „kreative Bürger“ aus Langenhorn, und Leute, denen es lieber ist, „daß sie etwas tun, als daß etwas getan wird“. Der Offene Kanal ist ein kleines, mediales Jammertal, welches gern von Spießern mit Ideen durchschritten wird.

Die Ausnahme von der Regel bietet die monatlich aufgebotene Shu-Shu-Show. Im Mittelpunkt stehen Arbeit, Witz und Vita eines Studiogasts. Anders als bei sattsam bekannten Talk-Serien geht es hier aber nicht um den sehnlich erwarteten Blick auf Leute mit eigenen sexuellen Gepflogenheiten oder um Provinzialität, die sich spannend wie eine Nachbarschaftsstreiterei herausstellen soll. Das Team der Shu-Shu-Show besucht stattdessen vorher in der respektvollsten Art den Studiogast zu Hause. Diesen Beitrag gestaltet der Studiogast weniger unter Mithilfe als unter der schlichten Anwesenheit der Shu-Shu-Crew. In der „Quiz“-Sendung startet dann nach einer Einleitung des zärtlich umstrittenen Moderators Philip Mummenhoff die Schnellfragerunde: „Magst du es, kalte Nudeln zu essen?“

Es hängt weder am Moderator, noch an den Studiogästen oder den Rateteams allein, was sich hier auswächst. Alles hängt an allen, und so kommt man schnell vom vorhersehbaren Meinungsaustausch zum gleichberechtigten Bällezuwerfen. Mit niedlicher Sturzgefahr.

Zuerst müssen die Rateteams aus drei Schuhpaaren und drei Tonträger das Eigentum des Gastes finden. Dann erzählt dieser drei Geschichten, von denen nur eine wahr ist. Wenn in der heutigen Sendung eine Ballettlehrerin über sich berichtet, wird wieder klar, um welche Frage es geht: Idealismus, wie siehst du heute aus? Oder: Idealismus, Idealismus auf dem Schirm, was ist schön hier im ganzen Land? Die Shu-Shu-Show, die einzige Produktion, die die Chance des Offenen Kanal nutzt. Kristof Schreuf

Heute abend, Offener Kanal, 20 Uhr

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