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■ Am RandeFliege bettelte für einsamen Pornostar

Daß man dem Heer an Sülzköpfen, das sich allnachmittäglich durch die Talkshows quatscht, ebenso wenig trauen darf wie all den Meisers, Schäfers und Int- Veens zusammengenommen, wußte man seit jeher. Auch daß da auf Teufel komm raus irgend etwas daherfantasiert wird, meilenweit von der Wahrheit entfernt, und daß den ModeratorInnen eben dies völlig wurscht ist, Hauptsache, die Story macht was her.

Anders bei Fliege: Herr Pfarrer nehmen es genau mit dem 5. Gebot (Du sollst nicht lügen!). Aber auch mit dem 6.: Schmierthemen wie „Die schnelle Nummer“ (Christen) oder „Alle Männer sind schwanzgesteuert“ (Kiesbauer) kommen bei ihm kategorisch nicht vor. Bis letzte Woche. Da kam es knüppeldick: Zum Thema „Seit meiner Scheidung bin ich glücklich“ trat Ricardo, Mitte 30, auf, dessen treuherzig vorgetragene Story vom verlassenen Ehemann, der einen Neuanfang „mit einem natürlichen, netten Mädchen“ sucht, nicht nur von vorne bis hinten erstunken und erlogen war, sondern der selbst als Hauptdarsteller in Hardcorepornos („Teenie-Reports“) natürliche junge Mädchen von vorne und hinten vögelt. Brüllendes Gelächter in der Pornoszene, als Pastor Fliege vor laufender Kamera seine ZuschauerInnen aufforderte, dem armen Ricardo doch ein tröstend Brieflein zu schreiben.

Tags darauf, als herauskam, wen er da in seiner Sendung hatte, mimte Fliege das Opfer von Mißbrauch und Lüge. Heilfroh sei er, daß das alles ans Tageslicht gekommen sei, und Mädchen, die sich bei ihm meldeten, werde er nun natürlich nicht an Ricardo weitervermitteln.

Flieges Produktionsfirma Teletime allerdings schien sehr wohl um Ricardos Sex-Profession gewußt zu haben. Der Pornodarsteller war bereits vor Flieges Sendung für eine weitere Teletime-Talkshow eingeplant. Am 25. Oktober soll er in der TM-3-Show „Ultima“ auftreten zum Thema „Striptease zu Hause: Die Frau als Nummerngirl“. Colin Goldner

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