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Gift per Tastendruck

■ Erster Fall aktiver Selbstmordhilfe beschäftigt Australiens Öffentlichkeit

Sydney/Darwin (dpa) – In Australien hat erstmals auf der Welt ein Mensch sein Leben unter aktiver Sterbehilfe selbst beendet. Wie gestern bekannt wurde, starb der 66jährige Schreiner Bob Dent am Sonntag in Darwin. Dent, der seit fünf Jahren an unheilbarem Prostatakrebs litt, betätigte selbst den entscheidenden Knopf einer „Todesmaschine“, woraufhin ihm ein Drogencocktail injiziert wurde.

„Wenn Sie ,Ja‘ drücken, sorgen Sie dafür, daß Ihnen innerhalb von 30 Sekunden eine tödliche Injektion gegeben wird, und Sie werden sterben“, stand auf dem Sichtschirm des Laptopcomputers, den Dent betätigte. Er drückte um 14.30 Uhr „Ja“ und starb in Anwesenheit seiner Frau Judy. Zuvor hatte er mit ihr zusammen ein letztes Mahl eingenommen. An seiner Seite war sein Arzt Philip Nitschke, der die Maschine mit einem Computerfachmann zusammen entwickelt hat. Die legale Sterbehilfe wurde möglich, seit im australischen Nordterritorium, dessen Hauptstadt Darwin ist, am 1.Juli ein entsprechendes Gesetz in Kraft trat.

Das Gesetz verlangt, daß der Patient tödlich erkrankt sein muß und sein Zustand ihm ständige schwerste Schmerzen verursacht. Der Patient muß von drei unabhängigen Ärzten untersucht werden, von denen einer ein Fachmann für seine jeweilige Krankheit und einer ein Psychiater sein muß. Wenn der Patient und die drei Ärzte den Antrag unterschrieben haben, müssen noch neun Tage vergehen, bis die aktive Sterbehilfe durchgeführt werden kann.

Dent hatte in einem offenen Brief an die Bundespolitiker im Detail beschrieben, wie er durch seine Krankheit immer mehr verfallen war. „Hätte ich ein Haustier in diesem Zustand gehalten, ich wäre angezeigt worden“, schrieb er. Ein Sprecher der katholischen Kirche bezeichnete Dents Tod als „Tag der Schande“ für Australien. Pro-Sterbehilfe-Gruppen begrüßten Dents Entscheidung.

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