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Pharmakippe Mostar

■ Edle Spender aus Deutschland lieferten alte Medikamente nach Bosnien

Sarajevo/Mostar (dpa) – Eine Hilfsorganisation und ein Experte der EU-Verwaltung in Mostar haben einen Bericht des ZDF über die Lieferung großer Mengen abgelaufener und gefährlicher Medikamente aus Deutschland in die Stadt bestätigt. Das Material sei auf mehrere Lager, Bunker und im ersten Stock eines Krankenhauses verteilt, sagte Bradley Brigham, Mitarbeiterin von „Pharmaciens Sans Frontières“ (Apotheker ohne Grenzen) am Samstag in Mostar.

Es sei offensichtlich, daß einige Laboratorien Pharma-Müll nach Mostar geliefert hätten, sagte Brigham. Die Medikamente – darunter angebrochene Salben, Tabletten mit dem Verfallsdatum 1990 und Diätpillen – seien in Plastiksäcken, Metallfässern und Kartons verpackt. Viele Arzneimittel lägen einfach auf dem Boden.

Die Hilfsorganisation sprach sich für eine schnelle Sichtung und Entsorgung der Medikamente aus. Eine Expertengruppe aus rund 15 örtlichen Apothekern und Mitarbeitern der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werde Anfang November mit der Arbeit beginnen. Erst nach zwei bis drei Monaten könne über die Entsorgung nachgedacht werden. Brigham warnte vor der Gefahr, spielende Kinder könnten in die Lagerstätten eindringen und gefährliche Medikamente zu sich nehmen.

Auch ein medizinischer Mitarbeiter der EU-Verwaltung bestätigte die Darstellung. Dem Bericht zufolge sind die Medikamente zwischen 1992 und 1994 in die herzegowinische Gebietshauptstadt geliefert worden. Dort liegen mehr als 100 Tonnen als Spenden deklarierter Pharma-Abfall. Darunter seien toxische Chemikalien aus aufgelösten Warenlagern der DDR. Das ZDF-Team fand aber auch abgelaufene Präparate von Hoechst. Das Frankfurter Pharma-Unternehmen bestätigte dies, sieht aber keine gesundheitlichen Gefahren.

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