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Finanzmakler sehen Gefahr für Werften

■ Containerschiffbau in Deutschland nur durch Steuervorteile lukrativ

Hamburg (dpa) – Ein radikales Streichen von Steuervorteilen für Schiffsbeteiligungen würde nach Ansicht von Finanzexperten die gesamte deutsche maritime Industrie bedrohen. Durch die Umstellung auf degressive Abschreibung werden bereits Mitte 1997 Schiffe, die erst in der zweiten Jahreshälfte abgeliefert werden, „nur noch schwer zu plazieren sein“, sagte gestern Thomas Völkers, geschäftsführender Gesellschafter der Hanseatischen Capitalberatungsgesellschaft. Durch ausbleibende Aufträge seien auch die etwa 100.000 Arbeitsplätze auf Werften und bei Zulieferern in Gefahr. HCI ist das größte deutsche Emissionshaus für Schiffsbeteiligungen.

In Deutschland werden mehr als die Hälfte aller neuen Schiffe mit finanzieller Hilfe von Beteiligungsgesellschaften gebaut. Von den deutschen Aufträgen an deutsche Werften, die etwa 60 bis 70 Prozent ausmachen, werden sogar rund 90 Prozent der Bestellungen über Schiffsfonds mitfinanziert. „Die bisherige Förderung hat Deutschland eine führende Position im weltweiten Container- Chartergeschäft ermöglicht.“

Die Schiffsfonds sicherten die Finanzierung fast aller Neubauten deutscher Reeder bei deutschen Werften und machten sie in vielen Fällen überhaupt erst möglich. Beim Streichen der Steuerhilfen könnte die HCI künftig „keine neuen Aufträge mehr annehmen“, sagte Völkers.

HCI finanzierte in seinem zehnjährigen Bestehen insgesamt 125 Schiffe mit einem Investitionsvolumen von weit über 3,6 Milliarden Mark. Die Anleger hätten fast immer durch zweistellige Renditen profitiert, nur in einem Fall betrug die Rendite lediglich fünf Prozent, sagte Völkers. Bei den Anlegern handelt es sich um Gutverdienende „in der Nähe des Spitzensteuersatzes“. Die „kleineren Anleger“ beteiligen sich laut Völkers meist an mehreren Schiffen mit zwischen 30.000 und 50.000 Mark. Etwa 30 Prozent der Anleger bei HCI zeichneten Millionenbeträge – die bisher größte Zeichnung eines einzelnen lag bei 25 Millionen Mark.

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