piwik no script img

Cool Britannia

■ Nach den Modeschauen in London steht fest: Brit-Designer erobern die Welt

Halb besoffen vor Glück, schauen die Briten auf eine Woche der Modenschauen zurück, in der die einheimischen Designer von der internationalen Presse begeistert gefeiert wurden. Und nicht nur die Designer: Suzy Menkes rühmt in der International Herald Tribune „Cool Britannia“ und meint damit einen neu inspirierten Geist, der sich nicht nur in der Mode zeigt, sondern auch im ganzen kulturellen Drumherum: „nervöse Filme wie ,Trainspotting‘, eine neue Generation von Rockgruppen und schicke neue Restaurants wie ,The Collection‘ in der Fulham Road und der neu eröffnete ,Oxo Tower‘“.

Die Stars der Londoner Modeszene heißen Antonio Berardi, Pearce Fionda, Hussein Chalayan, Owen Gaster, Grachvogel... und über allen schwebt der neue golden boy Alexander McQueen, ein 27jähriger schwuler Skinhead aus dem Londoner Eastend, der einen fetten Bauch und schiefe Zähne hat. Ihm gelingt mühelos das scheinbar Unmögliche: Seine Kleider sind wild und tragbar – im Sinne von so perfekt gearbeitet, daß selbst seine berühmten Bumsters, Hosen, die kurz über dem Schambein enden, nicht herunterrutschen – denn, Savile Row und Romeo Gigli sei Dank, sein handwerkliches Können ist unbestritten meisterhaft: „Seine Kollektion konnte niemanden daran zweifeln lassen, daß er fähig ist, ein Couture-Haus zu übernehmen“, erklärte The Independent. Es trifft sich gut, daß gerade eins frei ist. Der Vertrag von Gianfranco Ferre, der bis jetzt Dior geleitet hat, ist nicht verlängert worden. Gerüchte über seinen Nachfolger betreffen nur britische Designer: Aussichtsreichste Kandidatin war bis vor kurzem Vivienne Westwood. Doch Westwood hat inzwischen angekündigt, daß sie ihre Kollektion ab nächstes Jahr wieder in London zeigen will. Das neueste Ondit besagt, daß Alexander McQueen Givenchy übernehmen wird und sein Landsmann John Galliano, der erst vor einem halben Jahr als Chefdesigner für Givenchy eingestellt worden war, Dior übernimmt.

Zum Glanz der letzten Woche hat nicht unerheblich beigetragen, daß „the hottest American designers“ die Londoner Modewoche beehrt haben: Donna Karan, die mit einer sagenhaften Party ihr neues Modehaus in London eröffnet hat und der Sportswear-Designer Tommy Hilfiger. Man kann darüber streiten, ob die beiden „heiß“ sind, aber sie stehen ohne Frage für das ganz große Geschäft. „Allein mit dem Geld, das die beiden diese Woche in London ausgegeben haben, könnte man die britische Mode fünf Jahre lang finanzieren“, bemerkt The Independent.

Tatsache ist, daß die britischen Designer, die jetzt gefeiert werden, durch die Bank schon seit einigen Jahren ihre Kollektionen vorführen, wie zum Beispiel Pearce Fionda. Als eine Tageszeitung das Designerduo kürzlich der britischen Leserschaft vorstellte, lautete die Überschrift „British, brilliant and broke“. Jetzt sind die Einkäufer am Zug. Anja Seeliger

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen