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Hermlin wehrt sich

■ Der Schriftsteller bestreitet, seine Biographie gefälscht zu haben

Hamburg/Berlin (dpa/taz) – Der Schriftsteller Stephan Hermlin hat in einem Spiegel-Interview den Vorwurf des Literaturwissenschaftlers Karl Corino zurückgewiesen, seinen Lebenslauf als kommunistischer Widerstandskämpfer in der NS-Zeit, im spanischen Bürgerkrieg und in der französischen Résistance weitgehend „erlogen“ zu haben. Corino hatte in Die Zeit behauptet, Hermlin habe seine Vita mit zahlreichen falschen Angaben entsprechend stilisiert.

Hermlin bestätigte allerdings, daß er 1946 in einem Fragebogen der amerikanischen Besatzungsstreitkräfte fälschlicherweise eine Internierung im KZ Sachsenhausen von Januar bis März 1934 angegeben habe. „Es ist möglich, daß ich glaubte, bei den Amerikanern größeres Wohlwollen zu finden“, sagte Hermlin.

Nach der Machtübernahme der Nazis Ende Januar 1933 führte Hermlin nach eigenen Angaben eine „fünfköpfige, illegale Gruppe des Kommunistischen Jugendverbandes (KJV)“. Zu den von Corino angezweifelten Kampfeinsätzen bei den Internationalen Brigaden sagte Hermlin: „Ich wollte zu den Brigaden, wurde in Paris gemustert und wegen meines schlechten Gesundheitszustandes für untauglich befunden. Als Ambulanzfahrer war ich dann aber doch an der Front, auch unter Beschuß – mehrere Monate.“

Bereits am Mittwoch hatte der Generalsekretär des westdeutschen PEN-Zentrums, Johano Strasser, gefordert, daß Hermlin sein Amt als Vizepräsident des internationalen PEN niederlegt. Der Präsident des Deutschen PEN- Zentrums (Ost), Dieter Schlenstedt, nahm Hermlin am Freitag in Schutz. Getroffen werden soll Hermlin als Kommunist und Jude. Auch der Regisseur B. K. Tragelehn kritisierte im Neuen Deutschland Corinos Vorgehen. Corinos Randbemerkung, daß Honecker „bei der Gestapo geplaudert“ habe, kommentierte Tragelehn mit dem Satz: „Jeder anständige Deutsche weiß, daß die Gestapo Tee und Plätzchen verabreicht hat in ihren Salons.“ SR

Kommentar Seite 10

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