Nie wieder „knack&back“?

■ Backverbot am Sonntag gefallen, aber: Nicht alle Bäcker wollen sonntags arbeiten

„Ich kenne doch meine Bäckersleut“, sagt Bäckermeister Frank Thräm aus der St. Jürgen-Straße. Wenn ab 1. November das sonntägliche Backverbot für Bremens Bäckereien fällt, will er „einer der ersten sein“. Doch nicht alle 84 Bremer Bäcker sind so euphorisch: Die würden erstmal beim Konkurrenten um die Ecke lauern gehen, so Thräm. Der Kampf um die Sonntagskäufer im Bäckerhandwerk hat begonnen.

Das neue Ladenschlußgesetz und die damit mögliche Sonntags-Backzeit von drei Stunden findet Thräm „eine gute Sache“. Sein Schlachtplan steht bereits fest: Gemeinsam mit Kollege Peter Herrlein aus der Graf-Moltke-Straße will er abwechselnd öffnen. Die drei anderen Bäckereien ums Eck hätten jedoch auf stur gestellt, als er ein Kooperationsangebot macht. „Da hat mich die Frau eines Bäckers fast aus der Backstube geworfen“, erzählt der aufgebrachte Meister. Das Ehepaar sei gegen die neue Öffnungszeit, weil es zwei kleine Kinder hat, „und weil sich das sowieso nicht lohnen würde“, sagt Trähm.

Tatsächlich hat Obermeister Klaus Thomassohn von der Bäcker innung bei seinen Mitgliedern „eine zwiespältige Stimmung“ ausgemacht. „Wir wissen nicht, ob es positiv oder negativ verläuft“, so Thomassohn. Schließlich hätte eine private Umfrage ergeben, daß der Verbraucher schon am Samstag seine Brötchen kauft „und am nächsten Tag einfach auf den Toaster legt“. Außerdem müßte jeder Bäckersmeister dann noch einen Tag länger im Laden stehen: „Die wollen doch auch was vom Leben haben.“ Aber eigentlich war das neue Gesetz „unser großer Wunsch“, erklärt Thomassohn. Schließlich hätte er sogar die Tankstellen angezeigt, weil sie illegal billig produzierte Brötchen „aus dem Osten verkauft hätten. Die Bremer Bäcker würden ohnehin schon hart um Marktanteile kämpfen: Großfilialisten wie der neue Garde-Bäcker „Landgarten“ ziehen nach Achim oder Ritterhude um. Dort spucken große Backmaschinen ganze 8.000 Brötchen pro Stunde aus. „Da können wir gar nicht mehr gegen anstinken“, klagt Obermeister Thomassohn.

Deshalb setzt Thomassohn für die neuen Sonntagsöffnungs-Zeiten ab November auf Vorsicht: „Erstmal ganz langsam anfangen und abwarten, ob es lohnt“. Der Bäcker aus Gröpelingen will sich mit seinen drei Kollegen turnusmäßig abwechseln. Auch Bäcker Hans-Herbert Kopens aus Osterholz ist vorsichtig: Er wird wie bisher nur eine von fünf Filialen öffnen. „Ich muß dann wieder im Laden stehen und habe ein kaputtes Wochenende“, klagt er. Für Kopens steht fest: Für nur 120 verkaufte Brötchen am Sonntag will er sich nicht auf den Weg machen.

„Ich kann diese Zweifler nicht mehr hören“, ereifert sich Bäckermeister Trähm aus der St. Jürgen-Straße. „Wir ziehen das durch, Peter“, hätte er zu seinem Partner gesagt. Schließlich stünden die Kunden schon am Samstag bei Thräm vorm Laden Schlange. Die Wut auf die Tankstellen kann er nicht verstehen. „Das ist blöder Scheiß“, sagt er. Denn statt zu meckern, hätte er mit zwei Tankstellen kurzerhand einen Liefervertrag über 8.000 Mark Ware abgeschlossen. Auch vor den Großfilialisten hat Thräm keine Angst. Und Chefin Bärbel Tenter von „Tenter–s Backhaus“ mit seinen 16 Filialen gibt ihm recht: Tenter will sich nicht am sonntäglichen Backen beteiligen. „Zu kostenaufwendig“, sagt die Chefin. Wenn nur fünf Geschäfte offen sind, „schmeißen wir dafür nicht unsere Maschinen und Lieferfahrzeuge an.“ Auch der Garde-Bäcker mit 20 Filialen hält sich zurück: „Wir werden noch Gespräche in der Sögestraße und im Viertel mit anderen Kollegen führen“, erklärt Garde-Assistentin Angelika Wilking.

Neben Back- und Lieferkosten hat Tenter noch einen anderen Kostenpunkt ausgemacht: Der Tarifvertrag für die Bäckereibeschäftigten sieht einen 100prozentigen Zuschlag an Sonn- und Feiertagen vor. „Da müssen die kleinen Bäcker die Brötchen als Ausgleich wohl teurer machen“, mutmaßt die Chefin. Aber die haben sich schon etwas anderes ausgedacht: Bäcker Thomassohn und Trähm setzen auf Aushilfen wie Hausfrauen und Studentinnen, „damit unsere festangestellten Verkäuferinnen nicht so überlastet sind“, so ihr Argument. Trähm ist es leid, daß die Bremer Bäcker so schrecklich unflexibel sind. „Die leben hier noch wie vor hundert Jahren. Und befinden sich noch immer im Dornröschenschlaf.“ kat