: Tränen über Rio Grande
■ Im „Moments“ wird heute abend an Rio Reiser erinnert
Als neulich recht unterschiedliche Musiker wie Herbert Grönemeyer und „Einstürzende Neubauten“-Zampano Blixa Bargeld sich friedlich dieselbe Berliner Bühne teilten, war kein Benefiz-Spektakel der Grund, sondern der Tod Rio Reisers.
Auf Reiser konnten sich alle einigen: Mit seiner Band „Ton Steine Scherben“ lieferte er einst den Hausbesetzungssoundtrack und das Slogan-Repertoire der Linksalternativen, seine Solo-Stücke „Alles Lüge“ und „König von Deutschland“ machten ihn zum Radioliebling, und mit Balladen wie „Julimond“ versöhnte er schließlich sogar die Schlagerfreunde mit sich und dem Rest der Welt. In den letzten Jahren vor seinem plötzlichen Tod versuchte er sich außerdem als Autor seiner Biographie („König von Deutschland“) sowie als Schauspieler in verschiedenen „Tatort“-Krimis. So einem will jeder die letzte Ehre erweisen, und so war Bühne und Rest des Berliner Tempodroms beim Gedenkkonzert gerammelt voll.
Eine intimere Angelegenheit verspricht die „Hommage an Rio Reiser“ heute abend im „Moments“ zu werden. Reisers Gesamtwerk wird zu hören sein, teils live am Piano vorgetragen, was sich wohl vorwiegend auf seine Solo-Arbeiten bezieht, teils vom Plattenteller. Insgesamt liegt der musikalische Schwerpunkt auf dem Material von „Ton Steine Scherben“, an die sich die Fans im Bezug auf Reiser sicherlich am liebsten erinnern. Das war ihm selbst bekannt: Kurz vor seinem Ableben war eine Reunion der Band im Gespräch, die sich einst lediglich wegen ihres finanziellen Bankrotts trennte.
Für weitere Erinnerungen wird eine Lesung aus seiner Autobiographie aus Schauspielermund sorgen, und Reisers langjähriger Manager und Weggefährte Nikel Pallat sowie andere Freunde haben ihr Erscheinen angekündigt. Das alles und etliche Überraschungen gibt es bei freiem Eintritt. A. N.
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