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Unnötige Räumung, taz-Reporter festgenommen

Wegen baulicher Mängel wurde gestern das seit 1990 besetzte Vorderhaus der Kinzigstraße Nummer 9 in Friedrichshain geräumt, obwohl die Räume einen relativ guten Eindruck machten. Der Leiter der Bauaufsicht, Hans Winter, hatte am Morgen das Haus begutachtet, ohne sich gegenüber den Bewohnern zu äußern. Später nannte er die Barrikaden im Treppenhaus als Räumungsgrund. Zudem seien Stromkabel nicht repariert worden. Nach Angaben der Bewohner hatte die Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshain (WBF) die Kabel jedoch im Frühjahr ohne Problem sanieren lassen. Die Entscheidung zur Sperrung des Hauses fiel laut Winter erst nach der Begehung in Absprache mit der WBF. Die Bewohner wurden aufgefordert, das Haus innerhalb einer halben Stunde zu verlassen. Schon vor der Begehung hielt sich eine Hundertschaft der Polizei in Bereitschaft, die gegen 13 Uhr mit der Räumung begann. 29 Personen, darunter der taz-Reporter, wurden vorübergehend festgenommen. Die WBF stellte Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung.

Bereits im September 1994 hatte der Sanierungsträger LIST ein mit den Bewohnern abgestimmtes Konzept für eine kombinierte Sanierung und Beschäftigungsmaßnahme vorgelegt. „Wenn man den Willen gehabt hätte, wäre eine Räumung nicht nötig gewesen“, kritisierte Werner Druskat von LIST. Die WBF habe aber Verträge kategorisch abgelehnt. ga/Foto: Michiel de Ruiter

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