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Strategie-Plan für Auschwitz

■ Polens Regierung legt Konzept zum Schutz der KZ-Gedenkstätte vor. Supermarkt-Pläne sind vom Tisch

Oswiecim (taz) – Die polnische Stadt Oswiecim soll schöner werden. Dabei gibt es allerdings ein Problem: Mitten in Oswiecim, rund 40 Kilometer westlich von Krakau, liegt das ehemalige NS- Konzentrationslager Auschwitz. Der Versuch, direkt gegenüber der Einfahrt zum heutigen „Museum Auschwitz“ einen Supermarkt umzubauen und zu modernisieren, hatte im März diesen Jahres zu massiven Protesten in der ganzen Welt geführt.

Die Regierung in Warschau gab nun nach und zog die Baugenehmigung der Stadt zurück. Ministerpräsident wie auch Kulturminister versprachen, sich selbst um die Gestaltung der 500-Meter- Schutzzone rund um das ehemalige KZ zu kümmern. Seit Dienstag liegt das „strategische Programm“ der Regierung vor. Danach soll bis zum Jahre 2001 die Straßenführung rund um das „Museum“ geändert werden. Die Zufahrt zum „Museum“ soll für den Stadt- und Durchgangsverkehr gesperrt werden.

Umstrittene Gebäude, so sieht es der Plan zumindest vor, werden abgerissen. Das Restaurant in der ehemaligen Ankunftsbaracke der Häftlinge wird ebenso wie die Imbiß- und Andenkenbuden, die heute noch innerhalb des Lagers stehen, nach außen in die Schutzzone verlegt.

In einer zweiten Etappe soll in der Stadt Auschwitz ein internationales Kongreßzentrum mit einer entsprechenden Infrastruktur errichtet werden. Vorgesehen ist die Restauration der gesamten Altstadt und der „interessantesten Baudenkmäler“ der Stadt.

Die Kosten allein für die erste Etappe schätzt die Regierung auf 55,8 Millionen Zloty (rund 30 Millionen Mark). Ihr eigener Beitrag soll jedes Jahr neu festgelegt werden und sich aus den Zollreserven speisen. Einen Teil der Investitionen übernimmt die Bezirksverwaltung. Die Stadt Oswiecim will zunächst für die Dauer von fünf Jahren 2,5 Prozent ihres Budgets für die Modernisierung der Stadt reservieren. Der Plan sieht ausdrücklich vor, daß auch private Investoren und Sponsoren gewonnen werden sollen.

Einer der wichtigsten Punkte des „strategischen Programms“ betrifft die 500-Meter-Schutzzone. Sie war Ende der 70er Jahre eingerichtet worden, als die Unesco Auschwitz zum Weltkulturerbe erklärte, zum Zeugnis für den Völkermord an den Juden. Doch bis 1977 war rund um das ehemalige KZ bereits ein Gewerbegebiet entstanden. Die „Schutzzone“ sah vor, in diesem Gebiet baulich nichts mehr zu verändern. Und so wurde nicht etwa der historische Stand von 1945 bewahrt, sondern der der 70er Jahre. Dies soll mit der Neudefinition der Schutzzone geändert werden. Allerdings nennt das Regierungsprogramm dazu keine Einzelheiten.

Der Plan nennt sich zwar „strategisches Programm“ der Regierung, ist aber noch keineswegs endgültig. Leszek Miller, der Leiter des Ministerrats, erklärte am Dienstag in den Abendnachrichten des polnischen Fernsehens: „Die Regierung ist offen für eine breitangelegte Konsultation über die Umsetzung des Programms. Beteiligen können sich an dieser Beratung Personen, Institutionen und Organisationen aus dem In- und Ausland.“

Im nächsten Jahr, so Miller, wird die Regierung einen Bevollmächtigten ernennen, der die verschiedenen Investitionen von Regierung, Stadt, Bezirk und Privatpersonen koordinieren und dabei die Einhaltung des Planes überwachen soll. Gabriele Lesser

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